
“Mir geht der ganze Hass auf der Welt ziemlich auf den Sack. Ich finde, unsere Gesellschaft ist viel zu unoffen und immer mehr auf Krawall gebürstet. Es gibt so viele schöne Erlebnisse, wenn man sich öffnet und zugänglich ist für andere Menschen und Kulturen ist.
Ich selber habe, was das angeht schon Erfahrungen gemacht. Ich war 4 Jahre ein Vormund von einem minderjährigen Flüchtling. Inzwischen macht er eine Ausbildung bei der Bahn. Für mich war das auf jeden Fall eine sehr bereichernde Zeit, ihn bis zur Volljährigkeit zu begleiten.”
Wie kamst du dazu, den Flüchtling zu begleiten?
“2015 habe ich als Gastronom eine Spendenaktion gestartet, die “aus Versehen” immer größer und größer wurde – immer mehr Menschen haben gespendet und so kamen fast 10.000 EUR zusammen. Bei der Abgabe einiger der Spenden, die wir vorbeigebracht haben, hat mich dann eine Sozialarbeiterin angesprochen, ob ich mir das nicht vorstellen könnte. Das war noch in der Zeit, in der die Jugendämter weit mehr als 150 Unbegleitete Minderjährige betreuen mussten. Unter der Vorausseeztung, dass es kein Problem sein würde, dass ich ein homosexueller Mann bin, habe ich das sehr gerne angenommen. Erst sind wir mal nur spazieren gegangen und haben uns kennengelernt, aber nach einem halben Jahr haben wir dann beschlossen, dass ich die volle Vormundschaft übernehme – sprich ich war Erziehungsberechtigt ohne dass er bei mir gewohnt hat. Damit war ich für alles Verwaltungstechnische wie Schule und Co. zuständig
Du hast gesagt, dass dir der Hass auf die Nerven geht. Was können wir alle dagegen tun?
“Reden und Haltung zeigen. Ich denke, da stößt man schon auch mal an seine Grenzen – z.B. in dem rechten Politik-Spektrum, das gerade gesellschaftsfähig wird. Aber die Menschen, die hin- und hergerissen sind, und eher überfordert sind von dem ganzen politischen Momenten, denen muss man einfach freundlich begegnen – selbst wenn sie kritisch sind.”
Arne Brach ist sesit 2013 bei den Grünen und inzwischen Referent für Queerpolitik in der grünen Landtagsfraktion und Sprecher für die Landarbeitsgemeinschaft Tierschutz.