
“In diesem Outfit hier bin ich Pinay Colada und tagsüber und damit auch die meiste Zeit bin ich Jay. Ich würde mich seit 2 Jahren als drag queen “schimpfen”. Erst hab ich das als Spaß gemacht mit meinem Verlobten für den Christopher Street Day. und irgendwann hatte ich immer mehr Spaß daran und hatte auch den Anspruch an mich selber immer und immer besser zu werden.
12 Jahre habe ich erst als Manager im Einzelhandel gearbeitet und dachte mir irgendwann: “Ne, das kann’s nicht sein. Ich will irgendwann mal zurück blicken und stolz darauf sein, was ich gemacht habe.” Aber ich habe gut verdient als Abteilungsleiter und hatte immer Angst, die Sicherheit zu verlassen. Dann hab ich meinen Verlobten kennengelernt und der hat mir die Sicherheit gegeben und stand hinter mir. Er hat mich bestärkt: “Mach’s! Was soll passieren?”
Seit ich in München bin, habe ich fantastische Menschen kennengelernt, die mich bestärkt haben – nicht nur mein Verlobter, auch mein bester Freund und viele andere tolle Menschen, die ich sehr liebe. Auch wenn ich erst noch immer diese Stimme hatte, die mich daran erinnert hat, dass Sicherheit vorgeht, habe ich dann doch irgendwann meinen Job hingeschmissen und die Ausbildung zum MakeUp Artist angefangen. Selbst wenn alles schief gehen würde, könnte ich ja immer in meinen alten Job zurück.
Natürlich war das ein Prozess. Alleine die Wochen bevor die Ausbildung angefangen hat, hatte ich noch solche Selbstzweifel und war wirklich sehr verunsichert. In der dritten Woche in der Ausbildung hat mir dann aber die Schulleitung angeboten, als Dozent zu arbeiten. Zu hause hab ich erst mal geheult vor Freude – aber das war der Moment, an dem ich gemerkt habe, dass ich doch alles richtig gemacht habe. Inzwischen bin ich Dozent an der Schule und habe es seit dem nie bereut.
Wenn ich mich schminke, dann fange ich als Jay an und höre als Pinay Colada auf. Je mehr die Veränderung sichtbarer wird, werde ich immer mehr sassy. Es gibt dann irgendwann einen Punkt, da gibt es keinen Jay mehr, sondern da bin ich dann Pinay Colada. Aber Pinay ist keine komplett andere Person, sondern ist eine Erweiterung von Jay. Sie würde vielleicht Sachen machen, die Jay nicht so einfach machen würde. Jay würde mehr darüber nachdenken, ob er jemanden einfach so anbitcht – wahrscheinlich weil er weiss, dass er nicht so einfach damit davon kommen würde. Aber Pinay kann jemanden in Grund und Boden beleidigen und dann den Typen ankkucken, mit den Wimpern klimpern und alles ist vergessen.
Bei mir ist Schminken und Drag wie Malen. Es ist nur einer anderen “Leinwand”. Das schöne daran ist aber, dass ich dadurch in eine andere Rolle schlüpfen kann. Ich möchte definitiv keine Frau sein. Durch das Schminken möchte ich mich in Pinay verwandeln, aber ich bin auch genauso wieder Jay, sobald ich mich abgeschminkt habe. Als Pinay möchte ich die Leute einfach ein bisschen abfucken. Ich will sie verwirren und zum Denken bringen. Ich will sie erschrecken und Sachen zeigen, die sie vielleicht vorher noch nie gesehen haben. Aber das Hauptmerkmal als Drag ist für mich, zu entertainen: mich und andere Leute.”
Und wer sehen möchte, wie Pinay aussieht, wenn sie Jay ist, dann folgt doch seinem unglaublichen Account auf Instagram – inklusive Vor-Nachher-Fotos und Verwandlungs-Videos: https://www.instagram.com/misspinay_colada/
Wir haben das Interview als Live-Instagra Video gemacht und wenn ihr euch das ganze Gespräch anhören wollt, findet ihr es hier.
Darin erwähnen wir nicht nur Rachel Bex, die ich schon interview habe, sondern auch den Verlobten, den ich wohl zufällig auch fotografiert habe! Tja, ich erwisch halt immer die Besten!