“Tja, wer bin ich. Ich bin der Stefan, 52 Jahre, gelernter Friseur, übergangsweise Vintage-Händler und jetzt Tapetenproduzent neuerdings. Wir haben die Tapete revolutioniert. Deshalb mach ich hier gerade auch Räumungsverkauf, weil die Tapeten so abfliegen und ich mich jetzt nur noch darauf konzentrieren möchte.
Ansonsten bin ich eigentlich jemand, der damit wirklich hadert, dass die Sozialkompetenz in der Gesellschaft langsam abhanden kommt und dass wir hier auch im Laden ständig mit der H&M Mentalität der Menschen konfrontiert werden. Wir sind hier sehr persönlich und haben auch einen schön bunten, lebenslustigen Laden gemacht. Das kommt auch gut an, aber trotzdem haben die Leute noch nicht verstanden, dass sie ab und zu mal Hallo und Tschüss sagen können und dass sie sich auch mal gegenseitig anlächeln könnten. Das ist der Grund, weshalb ich eigentlich ganz froh bin, dass der Laden weg ist.
Und wenn wir hier raus sind, dann kommt hier ein Immobilienmakler rein und macht München noch bunter. Autsch. Tja, 5.000 Euro Miete müssen ja auch irgendwie bezahlt werden. Für die gleiche Größe zahlst du aber ein paar Häuser weiter vorne am Gärtnerplatz 16.000 EUR. Das ist also hier fast ein Schnäppchen.”
Und was hat es jetzt mit der Tapete, die sie revolutioniert haben auf sich? Findet es selber raus: wallstoxx.com
Stefan hab ich übrigens kennengelernt, weil dieser unfassbar schöne Schrankkoffer auf dem Gehsteig stand, der um die 100 Jahre alt ist. Er hat mich magisch angezogen und wenn ich das nötige Kleingeld hätte, hätte ich sofort einen gekauft.
“Ich war viel in der arabischen Welt unterwegs als Deutschlehrerin. Ich war in Palästina, Ägypten, Tunesien, Libanon. Mir ist es total wichtig, dass die Menschen hier mal ein bisschen kritisch darüber nachdenken, wo wir eigentlich sind und dass die anderen Menschen genauso normal und genauso gut und genauso schlecht sind wie wir.
Viele kritisieren hier oft, dass die Ausländer hierher kommen und kein Deutsch lernen. Ja, das ist einfach, weil es einfach so schwierig ist. Für mich war es sehr wichtig, diese Erfahrung auch mal zu machen. Ich war vier Jahre in der arabischen Welt und spreche immer noch kein arabisch. Ich spreche Spanisch, Französisch, Englisch, weil ich ziemlich sprachbegabt bin, aber Arabisch ist einfach wirklich schwierig. Hier sollte man sich wirklich davor schützen, die Leute direkt in eine Schublade zu stecken und zu behaupten, dass sie sich nicht integrieren wollen.
Was hast du aus dieser Zeit für Dich mitgenommen? Dass man nicht zu viel über Arbeit nachdenken sollte. Wir Deutschen stressen uns da schon echt krass. Ich bin erst wieder seit einem knappen Jahr in Deutschland und war vorher 8 Jahre im Ausland. Hier zurück merke ich, dass ich hier wieder nur über Geld und Arbeit spreche. Wir machen uns immer Sorgen, aber eigentlich haben wir gar keinen Grund uns Sorgen zu machen, denn wir leben hier schon wirklich sehr gut.”
„Unsere Kennenlern-Geschichte ist wirklich schön und etwas ganz besonderes. Sie zeigt vor allem, dass Menschen in München auch hilfsbereit sein können und wie sich hier internationale Freundschaften bilden.
Wir standen beide an der Bushaltestelle für den Bus zum Flughafen am Nordfriedhof. Sie hatte kein Bargeld dabei und machte sich Sorgen, wie sie den Bus bezahlen sollte. Zu der Zeit war sie noch nicht so lange in München, sprach noch nicht so gut Deutsch und kannte sich nicht so gut aus. Da dachte ich mir: „Oh je, die wirkt so verloren, soll ich ihr jetzt helfen?“ Natürlich hab ich ihr dann geholfen und ihr erklärt, wie sie auch mit der EC-Karte bezahlen kann.
Als wir dann zusammen im Bus saßen haben wir uns lange unterhalten und es war ein total schönes Gespräch. Sie ist zuerst ausgestiegen, hatte sich den Koffer schon genommen und war eigentlich im Gehen, aber irgendwie haben wir uns angekuckt und es war für uns beide klar, dass es zu schade wäre jetzt einfach so auseinander zu gehen. Irgendwie scheinen wir wohl beide darüber nachgedacht zu haben, wie wir denn jetzt in Kontakt bleiben, denn das Gespräch war ja so schön gewesen. Aber sie stand ja schon draußen und wir schauten uns durchs Fenster an. Letztendlich kam sie dann sogar noch mal rein und gab mir ihre Visitenkarte. Das Ganze ist fast 4 Jahre her und seit dem verbindet uns eine tiefe Freundschaft.
“15 best summer enstand vor einigen Jahren. Im Frühling. Auf den Berggipfeln lag noch Schnee und die Sonne gab an diesem Frühlingstag Ihr Bestes. Ich saß mit meinem Bruder zusammen und es war einer dieser Tage wo der Wein aus Brunnen fließt. Wir philosophierten über das Leben und irgendwann meinte er auf einmal:
„Du wirst jetzt bald 50 und dann hast du noch 15 Sommer, um all die Dinge zu tun, die dir so wichtig erscheinen, dass sie getan werden müssen. Du wirst mental und körperlich fit genug sein, so dass es keine Ausreden geben kann, es nicht zu tun. Danach hast du vielleicht noch weitere 5 Jahre, aber in denen werden dich schon die ersten Zipperlein von den großen Dingen abhalten, die noch getan werden müssen. Bedenke, keiner dieser Sommer lässt sich aufschieben, wie die Jahre zuvor. Kein Sommer kommt zurück. Aus und vorbei. Also überleg dir gut, was du in diesen 15 Sommern noch machen willst.“
Diese Vorstellung hat mich nicht mehr losgelassen und es brauchte nur noch den Funken die 15 besten Sommer in mir zu entfachen. Ein Jahr später, bei einem Urlaub in Dubai, war es dann soweit. Zum ersten Mal sah ich Fallschirmspringer am Himmel auftauchen und ich sagte zu mir: „Das ist mein erster Sommer.“ Wenn ich in über 4000 m aus dem Flugzeug springen kann, dann kann ich alles erreichen. Nichts mehr kann mich aufhalten meine 15 Sommer zu leben. Nur ein paar Wochen später bin ich das erste Mal alleine aus dem Flugzeug gesprungen. „15 Best Summer was Born“
Und seitdem habe ich eine „15 best summer“ Liste. Diese Liste lebt und entwickelt sich stetig weiter. Erst standen nur sportliche Sachen auf der Liste, wie den Kilimandscharo besteigen, eine Segeltour von den Kanaren in die Karibik oder mit dem Heißluft Ballon über Afrika fliegen. Aber mit der Zeit hat sich die Idee weiterentwickelt und ich stelle fest, dass es noch wichtigere Dinge gibt. Wenn es am Anfang vielleicht eher um die Frage ging, was ich noch alles im Leben erreichen oder erleben möchte, so geht es inzwischen auch darum, was ich mal hinterlassen möchte. Welcher Fußabdruck soll mal von mir bleiben?
Meine „15 best summer“ Liste ist keine Bucketliste mit Dingen, die ich machen möchte, bevor ich mal sterbe. Ich habe weiß Gott schon genug erlebt, habe viel von der Welt gesehen und habe in meinen Leben auch wenig anbrennen lassen. Diese Liste ist inzwischen eher eine Liste mit Themengebieten, um die ich mich in den nächsten Jahren kümmern möchte. Ich möchte, dass mich diese 15 Sommer auch persönlich weiterbringen.
Ich möchte irgendwann mal auf der Veranda sitzen können und was zu erzählen haben. Und zwar weil ich Dinge gesehen und gemacht, und dadurch auch vieles besser verstanden habe. Gerade bin ich zum Beispiel einem Programm beigetreten und unterstütze nun eine Schülerin in Äthiopien dabei, auf die Schule und dann auf die Uni gehen zu können. Aber bei dem Programm geht es nicht nur um die finanzielle Hilfe. Ich werde mein Patenkind in den kommenden Jahren besuchen und will dann auch besser verstehen, wie das Land funktioniert und wie es meinem Patenkind ergangen ist in den 4 Jahren. Mit dem Ziel, dieses Programm nach Europa zu bringen und viele Menschen dazu bewegen, ein Patenkind zu übernehmen.
Am liebsten würde ich diese Idee der „15 best summer“ auch an andere weiter tragen und noch mehr Leute anregen, sich diese Fragen zu stellen. 50 ist meines Erachtens das beste Alter dafür: die meisten sind in dem Alter finanziell unabhängig, haben schon was beruflich erreicht. Ein guter Punkt im Leben also, um sich damit auseinanderzusetzen, was man in den nächsten 15 Jahren noch erreichen möchte.
Egal, wem ich von dieser Idee erzähle: alle sind davon angetan. Entweder sind sie kurz vor 50 und ich kann sie anstecken, sich selber auch darum Gedanken zu machen. Oder es sind Leute, die schon über 50 sind – in deren Augen sieht man sofort, wie sie denken: „Ohje, ich habe schon so und so viel Jahre verplempert und mich nicht darum gekümmert.“ Aber es ist ja nie zu spät, sich darum Gedanken zu machen: was ist Deine Liste für die „15 best summer“?“
“Bei Skitouren hat man wenigstens die Freiheit, wohin man gehen will. Jeder Teil der Tour ist großartig: beim hochgehen kann man die Natur genießen und sich in Ruhe umsehen. Wenn man oben ankommt ist es wunderschön, man zieht sich um, isst kurz was, quatscht mit den anderen und dann geht’s wieder runter. Und im Tiefschnee ist es einfach viel schöner als auf einer bockelharten, schwarzen Abfahrt.
Natürlich ist es der sportliche Anreiz, der mich antreibt aber sicher nicht nur. Ich geh ja auch immer Sommer viel in die Berge. Aber da kann man ja nicht runterfahren – und runtergehen hasse ich. Da hab ich doch schon alles gesehen und dann muss ich wieder runter. Das ist bei Skitouren einfach viel besser!”
“”I am from Canada and in Canada we do not say >refugees<. We call them newcomers. For me it is a little bit weird because technically I am a newcomer myself. But during the peak of the “refugee wave” where more and more refugees came in every day I worked in on of these register camps. The newcomers came here often without anything: crying babies, sick people, traumatized, shocked, disoriented people who did not even have shoes or a pullover on. It was complete chaos. There were up to 2000 people in this one tent and it was stressful for everyone: for those who came and for those who had to take care of them. They all had to get registered, they needed clothes, showers, toilets and so on. My job was to hand out donated clothes. Sometimes I only had 3 pair of shoes but I had 15 people who needed them. I worked there 8 to 9 hours a day and at the end of each day I was wrecked.
After everything calmed down in the evening I used to make my rounds through the camp. I looked here and there to check if there was still something needed, made eye contact with some, I sat down sometimes and just listened, hold a baby while the mother went to the bathroom. This was not in the job description but I did it because the human interaction is so crucial. And during the hectic days this had so little space.
I am not a office person – not made for a desk and papers. I can do slides and statistics, but I need to be close to people, sitting down with them, face to face. My motto is “I can do what I can do”. In the end I know that if I helped five persons out of these 2000 a day I was successful. Success means to empower people by giving them something: knowledge, confidence, the feeling that someone listens and cares. This is important. Yes, giving them shoes and perhaps a blouse is also important so they do not feel cold or dirty. But those little gestures make the difference. “
“Ich hab auch Fotografie studiert, aber gerade arbeite ich mich durch meine Liste der Kindheitsträume. Irgendwann konnte ich mich einfach nicht mehr motivieren zu fotografieren und anstatt einfach nichts zu tun, hab ich mir aufgeschrieben, was ich alles als Kind mal machen wollte. Und das mache ich jetzt nacheinander: Eis verkaufen, Bagger fahren, Dreadlocks wachsen lassen, ….. . Gerade verkaufe ich Eis auf dem Viktualienmarkt. Und irgendwann gehe ich dann einfach zur Fotografie zurück.”
“I have studied photography, but currently I am working myself through a list of childhood dreams. One day I could not motivate me anymore to make photos and instead of doing nothing, I have written down all my dreams from my childhood. And now I am doing all these things one by one: Selling ice cream, driving a excavator, growing dreadlocks, … Currently I am selling ice cream at the Viktualienmarkt. And one day I will just go back to my photography.”
“Ich bin vor vier Jahren aus Russland hierher gezogen. Ich bin Fotografin und mein Mann ist Kameramann. Wir haben eine kleine Tochter und ich hoffe, dass wir unsere Kreativität auch an sie weitergeben.
Vor München habe ich in St. Petersburg gewohnt. Es war gar nicht so einfach, hier Fuss zu fassen. In St. Petersburg ist so viel los und München ist schon sehr ruhig.
Mein Lieblingsort in München ist der Gärtnerplatz. Ich liebe diese kleinen, schönen Läden und wir gehen des öfteren ins Cotidiano frühstücken.”
“I moved here from Russia four years ago. I am a photographer and my husband is a camera man. I hope we will pass on our creativity to our small daughter.
Before Munich I lived in St. Petersburg. It was not so easy to start a life here. St. Petersburg is so lively and Munich is so quite.
My favorite place in Munich is the Gärtnerplatz. I love those small and sweet shops and we love the Cotidiano for breakfast.”
Kennt ihr Mantis? Das ist eine türkische Spezialität, die man im Lezizel in der Corneliusstraße als Takeaway mitnehmen kann. Der Laden ist so cool, wie der Typ hinter der Theke. Aber das Essen ist zum Darniederknien! Mantis sind jetzt mein Leibgericht. Wie konnte ich bisher ohne Mantis durchs Leben gehen?
Do you know Mantis? This a Turkish specialty, which you can get as a takeaway at the Lezizel in the Corneliusstraße. The shop itself is as cool as the guy behind the counter. But the food is heavenly! This is my new favorite food! How could I survive without Mantis until now?
“Mein Ziel ist es, Menschen zum Lachen zu bringen. Es macht mir so viel Spaß und ich hoffe, das spüren die Leute.” Sie war meine persönliche Favoriten bei der Wahl der Mai-Königin! Danke für das nette Interview und noch viel Spaß, liebe Irma La Munich!
“I would like to make people laugh. I have so much fun myself and I hope others can feel that.” You were my personal favorite at the elections for the Mai-Königin. Thanks for the nice interview and have fun, dear Irma La Munich!
Es gibt einige tolle Highlights im Münchner Gärtnerplatzviertel und gestern war mal wieder eines: Die Wahl der Mai-Königin. Die beiden waren allerdings weniger an der Wahl interessiert 🙂
There are some highlights in the Gärtnerplatzviertel in Munich. And one was yesterday: The elections of the Mai-Königin (May-Queen). Those two here were actually less interested in the voting 🙂