Behindert die behinderten Menschen nicht

„Ich arbeite hier in den Ebersberger Werkstätten für Menschen mit seelischer Behinderung. Die Menschen hier haben ganz viele verschiedene psychische Erkrankungen – z.B. Depressionen, Schizophrenie, bipolare Störungen – und sind in handwerklichen Berufen oder am Computer beschäftigt. Damit gehen sie nicht nur einer geregelten Arbeit nach, sondern sie bekommen Lohn, sind sozialversicherungspflichtig und bekommen später eine Rente. Das ist wichtig.

Wir Gruppenleiter kommen alle aus dem Handwerk – Schreiner, Metaller, Kaminkehrer, oder wie ich Konditorin. Darüber hinaus haben wir berufsbegleitend über ein Jahr eine sonderpädagogische Zusatzausbildung gemacht. Dort lernt man einerseits das pädagogische Handwerk, aber man lernt zum Beispiel auch die Krankheitsbilder kennen. Man lernt, warum jemand mit einem bestimmten Krankheitsbild so oder so reagieren kann: manchmal ist es eben krankheitsbedingt, manchmal sind es aber auch die Tabletten, die z.B. dämpfen und müde machen. Warum muss sich jemand jetzt mittags einfach mal hinlegen? Er ist nicht faul oder hat kein Bock, er ist einfach nur durch die Tabletten müde. Das zu lernen war sehr spannend.

In den Werkstätten bekommt jeder seine eigene Aufgabe. Zum Beispiel gibt es Menschen, die nicht gerne auf einem Platz sitzen, Bewegung brauchen und auch mal schauen müssen, wie es woanders aussieht. Dann gehen sie eben rum, leeren die Mülleimer und bekommen zu ihrer Wanderung auch noch eine sinnvolle Aufgabe.”

„Viele Menschen mit Behinderung werden von ihrer Umwelt behindert. Sie empfinden ihre eigene Behinderung nicht als Behinderung für sich selber. Zum Beispiel werden Rollstuhlfahrer von einer zu hohen Kante im Bordstein behindert oder durch eine Stufe vor dem Laden. Die sind nicht behindert, sondern sie werden durch solche Sachen behindert: in ihrer Mobilität, in ihrer Teilhabe, in ihrer Inklusion. Und genauso ist es auch bei Menschen mit seelischer Behinderung. Und hier helfen wir.

Wenn einer unserer Beschäftigten mal eine psychisch instabile Phase hat, dann ist es wichtig, wenn er oder sie angedockt ist. Wir kennen die Leute sehr gut, arbeiten täglich mit ihnen und können viel eher reagieren: wir tauschen uns dann mit dem psychologischen Dienst hier im Haus oder dem Psychiater hier am Ort aus und können dann gemeinsam gegensteuern – oder auch mal durch den Psychiater eine Klinikeinweisung erhalten, wenn es mal akut fremdgefährdend oder akut selbstgefährdend wird.
Wie das aussehen kann, wenn die Menschen nicht richtig eingebunden sind, kann man an dem Fall sehen, der vor einiger Zeit in den Nachrichten kam: ein Mann hat eine Frau und ein Kind aufs Gleis geschubst. Dann hieß es gleich: er ist psychisch krank. Da stellt es bei mir alle Haare auf. Ja, er war psychisch krank, aber er war auch nicht in einem ordentlichen Setting. Unsere Leute hier in der Einrichtung sind alle an einen Arzt angedockt, und ein multiprofessionelles Team schaut darauf, wie es der Person geht und ob sie Unterstützung braucht. Menschen, die in einem solchen Setting eingebunden sind, denen passiert sowas eher nicht.

Aber wir haben teilweise Anfragen, deren Antrag beim zuständigen Kostenträger bis zu einem Jahr braucht, bis wir sie hier ordentlich anbinden können. Und in diesem Jahr kann viel passieren. Menschen mit Depressionen, Schizophrenie oder Antriebsschwächen, die dann so lange auf einen Platz warten und nur zu Hause hocken, sind die nach einem Jahr im Notfall reif für die Klinik. Und das kostet uns Steuerzahler wesentlich mehr Geld, weil eine Klinik immer viel mehr Geld kostet, als das, was wir hier machen.“

“Wir sind für unsere Klient*innen in allen Lebenslagen da und manchmal ist es dabei wirklich nicht so einfach, die Distanz zu wahren: Vor einiger Zeit hatten wir eine Frau hier, die mit starken Angststörungen zu uns gekommen ist. Es hat dann fast 1,5 Jahre gebraucht, bis sie mit ihrer Angst besser umgehen und hier ankommen konnte. Eine Zeit, in der sie sich teilweise wie ein Säugling voll Panik an mich geklammert hat. Das geht einem sehr nah und hat mich ganz schön gefordert.

Daraus habe ich aber vor allem gelernt, dass ich akzeptieren muss: es ist trotzdem noch ein eigener Mensch und es ist hier „nur“ Arbeit. Ich sage hier ganz bewusst „nur“, denn ich würde es auch nicht wollen, dass meine Chefin meinen Mann anrufen würde, und sagen würde: „Heute war sie aber ganz schön zickig in der Arbeit. Sei vorsichtig, wenn sie heimkommt.“ Man braucht also wirklich eine Abgrenzung und muss unterscheiden, was die relevanten Punkte sind, die man wirklich abstimmen muss mit dem Wohnheim oder den Partnern. Und in der Arbeit verhalten wir uns ja auch oft anders als zu Hause. Das ist bei unseren Beschäftigten genauso.

Und nicht alles, was ich denke, was für den Menschen gut sein könnte, ist vielleicht das, was der Mensch sich für sich selber wünscht. Und das muss ich manchmal auch akzeptieren. Da darf ich eben auch nicht „überbehüten“, sondern er muss es auch für sich selber lösen oder sich selber jemanden suchen, der ihm bei der Lösung helfen kann. Ich darf es aber eben nicht für ihn lösen. Einige fordern das auch ganz klar für sich ein, dass sie das selber machen wollen. Natürlich helfen wir uns einander, aber es muss ein gutes Mischungsverhältnis sein. Aber das ist manchmal wirklich nicht einfach.“

“Was würdest du gerne einem größeren Publikum sagen, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?”

„Behindert die Menschen mit Behinderung nicht! Die Menschen werden von so vielen Dingen behindert: Warum nehme ich als Vermieter keinen Menschen mit Behinderung? Warum gebe ich als Arbeitgeber dem Menschen mit Behinderung nicht den Job? Damit behindern sie – und damit ist der andere behindert.

Die Menschen haben oft Angst vor den Menschen mit Behinderung. Berührungsängste oder Angst, dass es vielleicht ansteckend sein könnte. Das kann jedem von uns jeden Tag passieren. Dazu muss mich nur beim Überqueren der Straße ein Auto erfassen und ich lande einmal kurz auf der Windschutzscheibe. Da braucht man doch nicht so tun, als würde mich das gar nichts angehen.

Man sieht schon in der Gesellschaft, dass die ersten Schritte gemacht werden – z.B. werden die Kinder im Kindergarten nicht mehr so strikt getrennt und in den Schulen arbeiten sie auch immer mehr daran, mehr Personal dafür zu bekommen. Aber damit hört es ja nicht auf: der nächste Schritt ist, dass das Kind vielleicht in der Regel-Schule war und danach aber immer noch keinen Ausbildungsplatz oder Job findet. Weil er vielleicht das eine oder andere nicht machen kann. Die Anforderungen am Arbeitsplatz werden immer höher und da fallen ja auch schon einige nicht behinderte Menschen, die vielleicht in unseren Augen nicht ganz so leistungsfähig aber auf ihre ganz eigene Art und Weise sehr bereichernd sind, aus dem System raus. Ich denke aber, das braucht jetzt noch zwei bis drei Generationen, bis es wirklich besser wird.“

Welt

“Ich bin seit einem halben Jahr Flugbegleiterin. Damit habe ich das unfassbare Glück, die Welt erkunden zu können – und ich liebe es! Es ist wunderbar, viele Menschen und Kulturen kennenzulernen und ich höre mir ungeheuer gerne die Geschichten der Menschen an. Das Schöne daran ist, dass jede Erfahrung und jede Geschichte mir die Chance gibt, mich weiterzuentwickeln und ich lerne viel darüber, wie man mit sich selber umgehen sollte.

Aber ich musste auch lernen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Wenn man zum Beispiel in New York ist – einer wundervollen Stadt! – aber du kannst es mit niemanden teilen, weil du alleine dort bist, dann glänzt die Stadt einfach nicht richtig.

Der Job ist wirklich ganz schön stressig – alleine durch die Arbeitszeiten, aber auch durch die ständige Konzentration, für den Kunden immer das Beste zu geben. Deshalb ich auch parallel mit Yoga angefangen. Das hilft mir ganz wunderbar, in kurzer Zeit auch wieder von dem Stres runter zu kommen.”

Unterschwellig

“Was mir wirklich am Herzen liegt ist, dass es keine Diskrimierungen geben sollte. Dabei geht es gar nicht mal um die offensichtlichen Diskrimierungen und Rassismus. Sonder es geht um die nicht bewussten, die wir jeden Tag erfahren in unterschwelligen Kommentaren, die einen trotzdem verletzten. Mein Traum wäre es dabei, wirklich einen Unterschied zu machen in Zukunft. Ich will gar nicht hochtrabend davon sprechen, dass ich für alle Frauen etwas verändern möchte. Aber wenn ich nur für ein paar Frauen oder Mädchen einen Unterschied machen konnte, dann ist der Traum schon in Erfüllung gegangen.

Ich habe einige Praktika im Ausland gemacht, wo ich häufig gehört habe, dass ja hier in Deutschland alles in Ordnung sei. Doch auch in Deutschland haben wir mit Rassismus und Diskriminierung zu kämpfen. Da sieht man mal die westliche Arroganz: wir tun immer so, als wüssten wir, wie mit Frauen umzugehen ist. Aber stimmt eben gar nicht.”

Auch dieses Interview habe ich im Umfeld der Konferenz an der TU geführt. Am 7.12.2018 fand eine Konferenz zum Thema “Frauen in der digitalen Zukunft: Stereotype unterbrechen.” Diese Konferenz hatte zum Zwecke, Frauen mehr in die MINT-Berufe zu bringen. – siehe auch den Artikel “Krumme Vita

Krumme Vita

“Ich komme gerade von einer Konferenz an der TU zum Thema “Frauen in der digitalen Zukunft: Stereotype unterbrechen.“  Sehr spannend, denn ich arbeite selbst in der IT Branche und bin happy dort. Das war allerdings zu Beginn meines Weges nicht absehbar. Denn ich habe eine recht krumme – nicht akademische – berufliche Vita und bin nicht auf dem klassischen Weg zu diesem Job gekommen. Tatsächlich habe ich Damen-Schneiderin und Schnittdirektrice gelernt! Im Nachhinein weiß ich, dass ich nicht den richtigen Beruf gewählt hatte – frei nach dem Motto: „Dann mache ich erstmal was mit Mode“. Computer fand ich damals eigentlich schon viel spannender, aber während meiner Schulzeit fanden sich im Wahlfach Informatik eher die etwas merkwürdigen Mitschüler zusammen.  Als damaliges Punk-Girl hätte ich dort wohl nie wirklichen Anschluss gefunden. Während meiner Ausbildung habe ich mir dann zum Glück meinen ersten Personal Computer (einen Atari ST) gekauft und habe selber ein kleines Programm zur Erstellung eines einfachen Schnittmusters entwickelt, weil mir das manuelle Zeichnen von Schnitten langweilig wurde. Eine CAD/CAM Software Firma aus der Textilbranche hat mich dann von Hamburg nach München gelockt und seitdem habe ich mich Schritt für Schritt in der IT-Branche weiterentwickelt: den Internetboom bei einem der ersten Online-Anbieter mit gemacht, sehr interessante Tätigkeit im Umfeld SAP und der Dokumentenarchivierung, im Ausland gewesen, viele Leute kennengelernt und ein berufliches Netzwerk aufgebaut. Aktuell arbeite ich in der zentralen IT Abteilung bei Siemens und befasse mich, unter anderem, mit den aktuellen Digitalisierungstrends wie Chatbot, AI & Machine Learning oder Blockchain. Die IT fasziniert mich immer wieder.

Auf der heutigen Konferenz ist mir aufgefallen, dass die Idee von endlich – mehr – weiblichen Arbeits- und Führungskräften in den technischen Berufsfeldern zu häufig mit einem akademischen Werdegang verknüpft wird. Ich denke, Frauen sollten sich allgemein noch mehr für Technik, IT und vor allem die neuen Digitalisierungstrends begeistern. Damit wird sich dann hoffentlich auch der Anteil an quereinsteigenden Frauen mit einer krummen Vita in der IT erhöhen. Mich würde es extrem freuen!”

Am 7.12.2018 fand eine Konferenz zum Thema “Frauen in der digitalen Zukunft: Stereotype unterbrechen.” Diese Konferenz hatte zum Zwecke, Frauen mehr in die MINT-Berufe zu bringen. Und falls ihr es auch erst googeln müsstet: MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Ich bin völlig zufällig an dem Tag in der TU gewesen, weil ich mir eigentlich die wundervolle Ausstellung 200 Frauen ansehen wollte.

Greek Love

Greek Love

“Ich komme aus Griechenland und bin nur eine bestimmte Zeit hier – wegen der Arbeit. Nein, das stimmt nicht wirklich. Eigentlich ist es wegen der Liebe. Meine Schwester wohnt hier schon lange und ich habe letztes Jahr bei einem Besuch meiner Schwester meinen jetzigen Freund hier kennengelernt. Aber die Long Distance Beziehung zehrt an den Nerven. Und so habe ich mich entschlossen, für 3 Monate hierher zu kommen. Und ich es läuft super und ich liebe München.”

Italien

Italien

“Ich komme ursprünglich aus Italien, bin aber schon seit 3 Jahren hier. Ich vermisse  eigentlich nur das Essen und meine Mama. In Italien haben sie alles: das Meer, die Sonne, … Aber was nützt dir das, wenn du kein Geld hast? Man kann dort nicht arbeiten und davon leben. Die meisten wissen nicht, wie sie über die Runde kommen sollen. Man arbeitet, aber bekommt trotzdem kein Geld. Ich komme auch noch aus Sizilien –  Korruption ist dort ein echtes Problem.

Gerade bin ich auf Arbeitssuche. Ich hab schon viel hier gemacht. Kellnern mach ich gerne wegen des Trinkgeldes. Aber am liebsten würde ich was in der Richtung Friseur machen. In Italien hab ich schon Haare geschnitten, aber ich hab nie eine Ausbildung gemacht. Das würde ich am liebsten machen: eine Ausbildung und dann als Friseurin arbeiten.”

Finden

Finden

“Ich wusste immer, ich will Jura oder Journalismus studieren. Aber als es dann so weit war, hat es mir auf einmal überhaupt nicht gefallen. Mit der Zeit wurde der Druck immer größer, weil immer mehr Freunde  irgendwas studiert haben und ich nicht. Und jeder hatte eine Meinung dazu! Also bin ich erst mal hier als Aupair für 9 Monate und dann gehe ich zurück ins Baskenland. Bis dahin hab ich genug Zeit herauszufinden, was ich machen will. Ich interessiere mich für so viele Dinge. Hier habe ich endlich Zeit, mir selber richtig zuzuhören und dann eine Entscheidung zu treffen.”

Samstag

Samstag
“Wer ich bin? Puh, jetzt hast du mich eiskalt erwischt. Das ist gerade sehr schwer zu sagen, denn ich habe erst vor kurzem herausgefunden, dass ich zu den hochsensiblen gehöre. Wahrscheinlich kam es genau im richtigen Moment, wenn auch etwas spät. Die meisten entdecken das ja viel früher.

Früher hab ich mich öfter gefragt: “Warum passt du nicht in diese Welt?” Ich habe mir irgendwie eine eigene Welt gebaut – mit kreativem Schaffen und Kunst. Dort war ich frei. Aber es kamen natürlich immer wieder solche Gedanken auf wie “Ich will nicht empfindlich sein.” oder so Kommentare wie: “Jetzt hab dich doch nicht so.” Also hab ich mich etwas angepasst, war aber immer der Unangepasste.

Die Krux für mich ist meine Art der Wahrnehmung. Ich sehe ziemlich viel und kuck mir alles genau an. Das strengt oft an, weil es erst mal verarbeitet werden muss und das dauert. In unserer schnelllebigen Zeit ist es dann schwierig, zu sehen, dass das auch wertvoll ist, obwohl die meisten ja immer etwas viel schnelleres erwarten. 

Obwohl diese Wahrnehmung oft hinderlich ist, hat sie auch etwas Gutes. Aus ihr heraus entsteht freie Kreativität, gesammelte Eindrücke, die ich abbilde. Manche Leute erkennen darin etwas.

Das Problem ist, dass viele, die mehr oder intensiver wahrnehmen, immer wieder Neues anfangen und es nicht abschließen. Sie interessieren sich ständig für was Neues. So ist es mir oft mit der Kreativität gegangen. Da liegt unglaublich viel Potential brach. Jetzt will ich versuchen, durch ein besseres Selbstmanagement, diese unterschiedlichen Bereiche zusammen zu bringen. Bisher konnte ich mich immer nur auf eine Sache konzentrieren. Irgendwann laugt dich die intensive Auseinandersetzung mit nur einer Sache aus und du ziehst dich zurück in die Introvertiertheit.

Ich erkenne das alles erst jetzt, nachdem ich darüber gelesen habe. Seit dem kommen viele Erinnerungen hoch. Vieles, an das ich ewig nicht gedacht habe. Und jetzt sehe ich: “Das war damals so, weil ….” Ich könnte natürlich sagen, komm, ist doch egal, und mich einfach auf das Leben jetzt konzentrieren. Aber das ist nicht so einfach, denn ich vermute, dass da einiges unverarbeitet im Unterbewusstsein schlummert. Ich hab auf jeden Fall angefangen, über ein paar Sachen nachzudenken, z.B. auch über Liebesbeziehungen. Jetzt macht es plötzlich Sinn, warum manches so krass gelaufen ist. Einerseits hilft es, damit umzugehen, andererseits ist es ganz schön konfrontierend und aufrüttelnd.

Es reizt mich, zu gucken, was entsteht, wenn ich unterschiedliche Bereiche jetzt zusammen bringe. Gleichzeitig muss ich aber aufpassen, meine Sinne dabei nicht zu überreizen. Die Überreizung würde wieder dazu führen, dass ich mich zurückziehe und für andere nicht erreichbar bin – oder besser, nicht offen bin.

Dagegen fällt mit das Arbeiten mit Materialien leicht. Ich liebe Stahl, Holz, Beton. Wenn ich sie in der Hand habe, dann macht das was mit mir. So geht es mir auch mit alten Fahrrädern. Wenn ich einen handgefertigten Stahlrahmen in Händen halte, dann spüre ich, dass da mal jemand viel Liebe reingesteckt hat. Der Stahl erzählt mir seine Geschichte. Oder ich hab ein paar Holzbalken in der Werkstatt rumstehen, angeschwemmt von der Isar oder aus einem Abrisshaus geborgen. Die brauchten hundert Jahre, um zu wachsen. Die ganze Vielfalt von Eindrücken, die Vorstellung daran , was dieses Material erfahren hat, alles, was es verändert hat – das reizt mich und damit arbeite ich. Das genauer zu beschreiben würde allerdings viel zu lange dauern.

Meine Tochter hat vor kurzem mal einen schönen Kommentar auf Facebook geschrieben: “Ich finde toll, wie mein Papa mit Materialien umgeht und man weiss nie, was als nächstes kommt.” Ich hab fast Tränen in den Augen gehabt. Sie hat es gut getroffen und ich fand sehr spannend, dass sie das für sich so formuliert hat. Es war ihr wohl auch wichtig.”

Christopher Lewis hab ich im Impact Hub Munich getroffen. Er baut exklusive Fahrrad-Unikate aus Schrotträdern und gestaltet Objekte für den Wohnbereich aus historischen Baustoffen unter dem Label Samstag. Er schreibt so passend: „Verrückte Projekte verändern Leben!“

Yoga für alle

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“Ich erfinde Produkte und baue Marken auf. Dazu setze ich mich intensiv mit Dingen auseinander und überlegen mir, was die Menschen brauchen, wie man es für sie so machen kann, damit sie es leben können. Ich will Dinge einfacher machen, greifbarer. Ich finde es spannend, Menschen dazu zu ermutigen, mal auch was auszuprobieren. Ich will Dinge für sie zugänglicher und attraktiver zu machen.
Genauso habe ich auch den „FeetUp Trainer” erfunden. Ich war in einer Yoga Stunde und die Lehrerin hat gemeint, dass wir jetzt den Kopfstand lernen würden – offensichtlich der “Königsdisziplin” des Yoga. Und da standen dann alle, haben sich umgekuckt und haben sich nicht getraut. Also haben sie mit viel Umständen eine Konstruktion aus Matten und Stühlen und Polstern gebaut. Da kam mir die Idee, dass das doch einfacher gehen muss. Und so kam mir die Idee des FeetUp. Die Idee ist, Yoga für alle geil zu machen. Es ein bisschen zu entmystifizieren.

Ich bin stolz darauf, dass ich damit endlich alles unter einen Hut bekomme: ich hab ein cooles StartUp mit einer tollen Community drum herum, das endlich so da steht, wie ich es immer wollte. Ich kann meine Familie involvieren und Freunde anstellen, die auf ihrem Gebiet einfach die totalen Obercracks sind. Ich kann endlich meinen eigenen Weg gehen und weiterlaufen – völlig unabhängig davon, was andere sagen. Ich mag dieses deutsche Schissertum nicht. Ich fall lieber mal auf die Schnauze und steh dann auf und lauf weiter. Wichtig ist, dass man davon was gelernt hat, aber man muss sich einfach Dinge trauen und bei mir hat es super funktioniert. Und ich hab noch mindestens 10 andere Ideen, die nur darauf warten, auch noch umgesetzt zu werden.

Das einzige, was gerade deutlich zu kurz kommt, ist die Zeit in der Werkstatt und das vermisse ich sehr. Mein Vater ist Schlossermeister und ich liebe es, wenn die Späne fliegen und ich ganz in diesem Moment aufgehen kann. Das kann ich auch in anderen Momenten, wenn ich am Rechner sitze, aber dieses körperliche Arbeiten ist einfach besonders.

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich gerne mit Arnold Schwarzenegger mal einen saufen gehen. Warum? Weil er einfach der Chef ist!”

Dankbar

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“Ich bin ziemlich stolz darauf, was wir im letzten Jahr geschafft haben. Ich selber habe nicht gegründet, weil ich unbedingt etwas gründen wollte, sondern weil die Idee von RECUP einfach so gut war und alles so gut gelaufen ist. Es ist halt einfach so passiert und ich möchte das unbedingt weitertreiben: es noch größer und noch erfolgreicher machen. Mit einem simplen, aber super sinnvollen Produkt haben wir tolle, hoch motivierte Leute zusammengebracht. Es macht so viel Spaß und ich bin wirklich stolz darauf.

Ich vesuche dabei, immer dankbar zu bleiben. Dazu nehme ich mich immer mal wieder aus den Situationen raus und betrachte sie von außen. Ich versuche mir bewusst zu werden, was da gerade passiert. Erst vor kurzem war das auf einem Team-Event so: das ganze Team hat gefeiert und getanzt und ich saß irgendwann mal kurz ein wenig abseits. Es war ein großartiger Moment, einfach allen zu zu sehen, wie sie Spaß haben. In dem Moment war ich einfach dankbar. Dankbar, dass ich so viele tolle Momente erleben darf.

Ich glaube daran, dass das irgendwie von oben gesteuert wird. Was immer das auch ist, ob es Kräfte oder Energien sind. Aber irgendetwas gibt es.

Mir hat mal jemand gesagt, dass es vielleicht mein Vater ist, der da seine Finger im Spiel hat oder seine Energien fließen lässt. Ich hab sehr viel von ihm: nicht nur seine Körpergröße, sondern auch viele Wesenszüge. Er hat seinen Job gemacht, um für die Familie zu sorgen, aber war immer sozial engangiert. So lang ich denken kann, war er im Elternbeirat und solche Sachen. Meinen Vater war immer mein Vorbild – eigentlich sogar mein einziges.”

Schlicht, funktional, schön

“Ich liebe, was ich hier tue. Gestaltet habe ich schon immer gerne, aber jetzt bin ich wirklich dort angekommen, wo ich hingehöre. Dabei habe ich eher aus einer „Notlage“ heraus angefangen, Taschen zu entwerfen und zu nähen. Ich lebte damals in New York und konnte es kaum fassen, dass ich in dieser Stadt keine Ledertasche finden konnte, die meinen Vorstellungen entsprach.
Mein Hintergrund in der Architektur beeinflusst, glaube ich, sehr, wie ich in meiner jetzigen Arbeit an die Dinge herangehe. Als Architekt versuchst du immer, die Dinge möglichst einfach und schlicht aussehen zu lassen. Die Gebäude, die nachher so schön minimalistisch daher kommen, in denen steckt die meiste Detailarbeit. Übersetzt ins Taschendesign heißt das für mich, immer abzufragen, was konstruktiv sein muss und wo ich noch reduzieren kann. Zierelemente gibt es nie, die finde ich völlig überflüssig. Dafür geht es mir um Funktion, perfekte Proportionen und nachhaltige Materialien. Ich finde das höchst spannend und freue mich jeden Tag, dass ich mich damit befassen darf. Die handwerkliche Arbeit ist dabei ein wichtiger Teil. Bis auf eine Ausnahme, produziere ich jedes der Modelle in meinem Atelier selber. Ich genieße es sehr, mit den Händen zu arbeiten – für mich ist das fast eine Art Meditation.”

Kathrin

Du hast erzählt, dass du auch mal Krisen hattest. Dass du auch einige Fehler gemacht hast. Wenn du zurückblickst und dir von vor 5 Jahren jetzt gegenübersitzen würdest: was würdest du dir raten?

“Die letzten Jahre waren eine emotionale Achterbahnfahrt. Nicht nur einmal war ich an dem Punkt, an dem ich kurz davor war, alles hinzuschmeißen. Und dann ist jedesmal irgendetwas positives passiert und mir war wieder klar, dass ich nicht einfach aufhören kann. Trotz aller Krisen und Zweifel, hatte ich doch auch immer den Verdacht, dass sich alles irgendwann auszahlen würde.
Im Nachhinein würde ich mir wahrscheinlich hauptsächlich raten, geduldiger zu sein. Den vielbesagten „langen Atem“ braucht man mehr, als man anfänglich denkt. Ein paar Fehler habe ich natürlich auch gemacht, das gehört dazu. Letztlich hatte aber sicher alles seinen Sinn und auch seine Zeit. Hätte ich z.B. von Anfang einen Laden am Gärtnerplatz gehabt, hätte mich das sicher total überfordert.”

Und wenn du jetzt einen Wunsch frei hättest?

“Vielleicht würde ich mir wünschen, die Zeit ein bisschen anhalten zu können um alles aufzusaugen, was ist. Im Prinzip ist alles so gekommen, wie ich es immer wollte. Ich fühle mich zum ersten Mal nicht mehr so getrieben und das geniesse ich in vollen Zügen.”

 

 

 

 

 

Osteopathie für die Seele

Joe

„Ich bin ein Unikum. Ich bin anders. Ich mache Sachen, die wenig andere Leute machen und habe einfach eine andere Sicht auf die Menschen. Das hat natürlich viel mit dem zu tun, was ich lernen durfte. Vor allem in der letzten Zeit. Ich bin nämlich Evolutionspädagoge. Ja, ich weiß, das kennt eigentlich keiner, ist aber für mich eine unglaublich tolle Art, Menschen zu helfen.

Ich arbeite sowohl mit Kindern, aber auch sehr viel mit Erwachsenen und ich finde es einfach phänomenal, denn es verändert direkt das Mindset, ohne dass ich lang reden oder analysieren muss. Bei mir gehen die Leute mit einem faszinierten, irritierten Grinsen im Gesicht raus und fragen sich: „Was ist da jetzt gerade passiert? Und wie ist es passiert?“ – und das ist toll.

Ganz konkret läuft das so ab: du kommst und erzählst, welches Thema du hast, das dich stresst, nervt oder bei dem du nicht weiter weißt. Dann schauen wir, wie ich dir mit meinen Werkzeugen helfen kann. Und dann machen wir z.B. eine Bewegung. Eine möglicherweise einfache Bewegung, die aber einen großen Unterschied machen wird. Eine Bewegung deshalb, weil man über die Bewegung Hirnvernetzungen schnell und einfach reaktivieren kann, die aufgrund von bestimmten Erfahrungen abgeschaltet worden sind. Klingt spannend und ist es auch.

Vielleicht zum Verständnis: man muss es sich so vorstellen, dass man als Mensch im ersten Jahr unendlich viele Hirnvernetzungen bildet. In den darauffolgenden Jahren bildet man dann in diesem Netz aufgrund von Erfahrungen Muster. In diesen Jahren der Musterbildung probiert man alles aus und checkt in jeder Situation, ob etwas funktioniert oder nicht. Funktioniert etwas, dann wird es stabilisiert, und wenn etwas nicht funktioniert, dann wird es deaktiviert. Das geht recht schnell: 6 Mal in einer ähnlichen Situation die gleiche Erfahrung und du hast dein Muster gebildet, sagen die Hirnforscher und geben dazu ein schönes Beispiel: Ein Kind baut einen großen Turm. Der Papa kommt nach Hause und der Kleine läuft auf ihn zu und zeigt ganz stolz sein Werk. Der Vater schaut den Turm an und sagt: „Oh, schon ganz gut, aber ich zeig dir mal, wie es richtig geht.“ Der Junge hat damit gelernt, dass er nicht gut genug war. Wenn das Kind nun so eine ähnliche Situation 6 Mal erfährt, dann ist das Muster gebildet und das Kind hat gelernt: Das kann ich nicht gut genug. Und dieses Kind wird wohl kein Architekt mehr.

Das sind die Muster aus unserer Kindheit. Aber diese Muster helfen dir nicht unbedingt dein Leben als Erwachsener zu meistern. Jeder Input, der auf uns einströmt, wird von unserem Hirn – ohne dass du es merkst – vom emotionalen Zentrum bewertet nach dem Schema: kenn ich, hatte ich schon mal, war ok oder nicht ok. Und Dinge, die mit schlechten Erfahrungen in Verbindung gebracht werden, dienen sofort als Trigger: ich bekomme Stress, schweißnasse Hände, werde nervös, laut oder ganz still oder gerate sonst irgendwie emotional aus dem Gleichgewicht. Aber dieses emotionale Zentrum triggert nicht nur emotionale Reaktionen, sondern gibt über verschiedene Rückkopplungsprozesse letztlich auch jede Bewegung „frei“. Das heisst es gibt also keine Bewegung, die frei von Emotionen ist. Und da setzt diese Methode eben an.
Der Umkehrschluss ist nämlich: durch die Muskelimpulse der Bewegung geben wir eine Rückkopplung ans Hirn. Dazu finden wir an Hand deiner Stress-Situation die Bewegung, die einen Unterschied bei dir macht. Diese Bewegung ist vielleicht eine ganz einfache Bewegung, die dir im Normal ganz einfach von der Hand gehen würde. Wenn du aber Stress hast, kannst du diese Bewegung nicht richtig ausführen.  In dem Moment, in dem wir diese Bewegung „frei kriegen“, in dem ich dir helfe, diese Bewegung im Zusammenhang mit dieser Stres-Situation auszuführen, ändert sich was in deinem Hirn. Und auch deine Sicht auf die Situation: der Stress lässt nach und du kommst besser damit klar.

Dabei ist das keine esoterische oder psychologische Arbeit, sondern wirklich eine physikalische Arbeit. Ich sage gern, es ist wie Osteopathie für die Seele.  Und das Schönste daran ist, dass man kein Seelenstriptease oder so was machen muss. Es ist eine so unglaublich achtsame Arbeit, denn wir müssen gar nicht viel wissen. Alles was es braucht, ist die Situation, die stresst oder in der ich mich gern anders verhalten will.

Durch diese Arbeit bleibst du einfach handlungsfähig und gehst nicht gleich in Alarmstellung oder Abwehrhaltung. Du bist nicht mehr so schnell emotional getriggert, sondern bleibst länger gelassen und mental stark, weil’s dich einfach nicht mehr so stresst. Du hast einfach alles zur Verfügung, was du hast. Und das ist eine so erfüllende und großartige Arbeit. Einfach wundervoll!”

Polarstern

Simon Polarstern

“Aus meinem Geographiestudium heraus hat sich das Thema Nachhaltigkeit nach und nach in mein Leben „geschlichen“. Inzwischen hat es sich auf viele Lebensbereiche ausgedehnt: z. B. welche Lebensmittel ich kaufe. Dass ich versuche, auf Plastikverpackungen zu verzichten, bei welcher Bank ich bin und welche Klamotten ich für meine Kinder und mich kaufe. Und mein Fahrrad ist mein Lieblingsverkehrsmittel.
Dabei verbiege ich mich aber auch nicht. Denn mich nervt, dass das Thema Nachhaltigkeit oft so verbissen und mit Zeigefinger angegangen wird. Für mich muss sowas Spaß machen und aus der Überzeugung kommen. Da hilft der Zeigefinger wenig, sondern schreckt eher ab. Ich will lieber an Positives denken und nach vorne blicken. Und auch ab und zu mal eine Leberkassemmel essen. Es geht hier um Chancen und nicht darum, das Schlechte aufzuzeigen oder jemandem ein schlechtes Gewissen zu machen.

Ich denke, es würde schon viel bringen, wenn jeder Verbraucher konsequenter umsetzen würde, was er eigentlich gut findet. Es geht nicht darum, dass jeder alles perfekt macht. Aber es würde schon mal helfen, wenn sich mehr Leute damit auseinandersetzen, was sie durch ihren Konsum auslösen und unterstützen – oder eben nicht, und sie Dinge hinterfragen. Dann werden sie sich auch schnell die Frage stellen, ob es Sinn macht, Bio-Lebensmittel bei Aldi zu kaufen. Oder Ökostrom von einem Stromdiscounter? Aber macht es Sinn „Ökostrom“ bei einem Diskounter zu kaufen, der sich sonst um das Thema Umweltschutz oder Nachhaltigkeit überhaupt nicht schert?
Wir leben in einer Welt, in der der Strom eine zentrale Rolle für uns spielt. Jeder kann das Gedankenspiel ja mal machen, was passiert wenn dir morgen jemand den Strom abdreht. Da kommen dann so spannende Fragen wie: Was mache ich denn mit meinen Lebensmitteln im Sommer ohne Kühlschrank? Wie halte ich mein Smartphone in Gang? Und wer macht den Abwasch, wenn die Spülmaschine nicht mehr geht?
Aber wenn der Strom für uns alle so wichtig ist, warum interessiert es dann keinen, wie dieser Strom erzeugt wird?

Ich weiß nicht, ob ich selbst ein Idealist bin. Ich bin auf keinen Fall ein naiver Weltverbesserer. Wenn aber Idealist bedeutet, dass man Dinge macht, von denen man überzeugt ist und dabei erstmal nicht darauf achtet, welche Belohnung einen erwartet, dann wahrscheinlich ja. Ich bin einfach zu tiefst davon überzeugt, dass wir mit Polarstern etwas bewegen können und meine Energie dort bestens investiert ist. Ich bin beruflich genau da, wo ich sein will: Ich kann genauso sein, wie ich sein will. Ich baue etwas Großartiges auf und kann zusammen mit meinem tollen Team etwas vorantreiben, was mir wirklich wichtig ist. Das macht einfach richtig Spaß!”

Das ganze Interview von Simon von Polarstern findest du auf Munich Mag. Dort erklärt Simon auch ganz eindrücklich, was sich eigentlich verändert, wenn man zu einem Ökostrom-Anbieter wechselt bzw. welchen Unterschied das macht.

Polarstern macht übrigens eine ganz spannende Veranstaltung morgen:

Ich selber hab übrigens auch zu denen gewechselt – aber erst nach dem Gespräch, weil er mich wirklich überzeugt hat und ich mir erhoffe, so wirklich einen Unterschied machen zu können.

 

Hard work

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“I really, really hope that everything turns out to be appreciated. It do so much right now: I work, I am in school and have to finish my paper soon – which is already delayed a lot –  I am taking care of the flat and everything. I have a very supportive boss and everything. So I hope that everything will turn out to be worth it.”

Happy Birthday

Happy Birthday

“Wir haben gerade ganz frisch ein Haus gekauft, das noch von 1934 ist. Die Nachbarn hatten wohl die Sorge, dass da jetzt ein großes, mehrstöckiges Haus hinkommt. Aber wir haben uns entschieden, es komplett zu erhalten und es britisch- skandinavisch herzurichten. Es ist ein Kaffeemühlenhaus und hat damit einen quadratischen Grundriss und erinnert an eine Kaffeemühle. Es ist zwar viel Arbeit und sicher auch eine finanzielle Frage, aber ich freue mich sehr darauf. Es ist eine schöne, kreative Arbeit.

Und ich vertrete hier eine schöne dänisch Kindermodenmarke namens Pompdelux.  Das ist wirklich schön, denn so finde ich auch Anschluss an viele Familien. Wir sind nämlich erst vor einem Jahr hierher gezogen.

Ich hab heute Geburtstag und wir kommen gerade vom Brunchen – dem neuen Essen gehen, wenn man Kinder hat. Das Foto ist gut geworden – mit Falten und allem. Freundinnen von mir machen immer Filter drauf, damit man die Falten nicht mehr sieht. Das finde ich sehr schade, denn dann geht der Charakter auf dem Bild total verloren. Ich steh dazu. Mir gefällt das. ”

Noch mal alles Liebe zum Geburtstag, liebe Victoria!!

 

Barkeeper

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“Ich bin Barkeeper. Für mich ist das eine wirkliche Leidenschaft. Früher war ich in Geographie so schlecht und jetzt kenne ich mich wirklich gut aus, weil ich immer wissen will, woher die Spirituosen herkommen, die ich verwende. Ich liebe die Kreativität beim Mixen und ich mag es, die Geschichten und die Kultur dazu zu studieren. Zum Beispiel gibt es Städte, in der es die Menschen lieber fruchtig mögen und ander Städte, in denen sie die Cocktails lieber sauer mögen. Das alles strahlt eine Faszination für mich aus.”

Stark

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“Ich hab eigentlich immer alles alleine gemacht. Ich hatte nie jemanden, der mich unterstützen konnte. Dadurch mach ich aber auch echt alles – sogar die Homepage hab ich alleine gemacht. Das prägt schon ganz schön. Man spürt das wohl auch daran, dass ich so bestimmte Leute aus der Muttersöhnchen-Fraktion echt nicht abhaben kann. Und ich finde es echt schwer zu ertragen, wenn jemand die Wertikgeit von Dingen nicht wertschätzt. Da werde ich zur Furie.

Aber gerade weil ich immer alles alleine mache, weil ich immer auf mich gestellt war,  bin ich auch echt ein bisschen stolz darauf, was ich mir damit alles aufgebaut habe. Den Laden habe ich jetzt seit 4 Jahren – wir hatten gerade Jubiläum – und ich weiss: das hab ich mir alles alleine aufgebaut.”

Der Laden ist übrigens ein Friseurladen am Röcklplatz und diese Dame hat endlich mal Ahnung, wie man dem Kunden nett und doch bestimmt sagt, was ihnen steht oder nicht. Checkt einfach mal die Website oder die Facebook-Seite

New York

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“Wir sind gerade hier auf Heimaturlaub. Ich bin zwar hier in München geboren und aufgewachsen, aber seit 18 Jahren lebe ich in New York. Ich betreibe dort eine Website für deutsche Familien in New York und Umgebung: CityKinder. Auf der Seite findet eigentlich jeder die Informationen, die man so braucht, wenn man nach New York zieht bzw. dort Fuss fassen möchte. Aber es geht nicht nur um Informationen, sondern auch um die Community außen rum: wir feiern die deutschen Feiertage gemeinsam und haben auch sonst viele Veranstaltungen und Informations-Workshops, wo sich jeder austauschen kann und andere Leute in einer ähnlichen Situation treffen kann. Die Ausflugs-Informationen in New York sind genauso auch für Leute interessant, die einfach nur nach New York zu Besuch kommen.

Was mich an New York so fasziniert ist die kulturelle Mischung und dass du in New York immer jemand findest, der sich auch für das interessiert, was du spannend findest. Und sei es der durchgeknallteste Fetisch: in New York findest du sicher noch jemanden mit dem gleichen Splean. Das ist in der Hinsicht spannend, das man sich in New York eigentlich selber finden kann.

Die Downside von New York ist natürlich, dass es wirklich, wirklich, wirklich teuer ist und sich daher auch alles ums Geld dreht. Daher vermiete ich z.B. oft auch über airbnb. Was Geld in die Kasse spült – vor allem weil wir gleich ein paar Schritte vom Central Park und in der Nähe des American Museum of Natural History wohnen.

Was ich in New York vermiss sind die Brezen und die Familie. Aber zurückkommen? Das kann ich mir zumindest in den nächsten 10 Jahren überhaupt nicht vorstellen. Dazu habe ich mir gerade mit CityKinder einfach zu viel aufgebaut und wir sind zu verwurzelt dort. Wir sind sehr glücklich dort.

Ich glaube, dass ich auch nicht mehr in einen normalen Job zurückgehen könnte. Einerseits sicher weil ich gerne mehr als 2 Wochen Urlaub im Jahr hätte und vor allem, weil ich mir die Zeit gerne einteilen möchte, damit ich für meine Tochter da sein kann. Und andererseits macht mir das auch so viel Spaß: jeden Tag ist was Neues, es wird nie langweilig und ich kann Menschen verbinden. Das ist einfach mein Traum! Wenn ich mir noch was wünschen müsste, dann wäre das natürlich, dass CityKinder weiter wächst und ich weiterhin für meine Tochter da sein kann.”

 

Bonbon Macher

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“Ich bin eigentlich Architekt, habe aber 4 Jahr ein Bremen in einer kleinen Bonbon-Manufaktur gearbeitet. Seit dem ist das meine Leidenschaft und ich wollte auch sowas unbedingt hier in den Süden bringen.

Hier im Laden geht es viel um den Moment. Hier geht keiner raus, ohne mal ein warmes, weiches Bonbon probiert zu haben, das gerade eben erst hergestellt wurde und noch nicht mal ausgekühlt ist. Ich kreieren die Bonbons selber aus natürlichen Stoffen und ich arbeite dabei mit Assoziationen. Gerade habe ich eine Produktion gemacht für eine Hotelkette, die mir einen Cocktail geschickt hat. Aus dem Cocktail haben wir jetzt diese leckeren Bonbon aus Limette und Heidelbeere gemacht – probiert mal, die sind noch warm.

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Bei uns gibt es für jeden was: süß, sauer, scharf …. und auch ein paar ungewöhnliche Kreationen: vom Zwiebelbonbon über das Bier- bis zum Chilibonbon oder dem super sauren hier.

Wer Lust hat, das auch mal auszuprobieren, der kann bei uns einfach eine Bonbon-Workshop machen. ”

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Ich bin über den Laden gestolpert und fand es so abgefahren, dass man beim Bonbon machen zukucken kann! Hier der Link: http://muenchenerbonbonmanufaktur.de/ für mehr Informationen.

Fertig

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“Ich hab hier drin jetzt drei Läden gehabt: erst einen Laden für Schlagzeug und E-Gitarren. Dann einen für Ayuveda und jetzt für Box-Klamotten und Equipment. Aber jetzt ist Schluss. Ich hab so viel Geld in den Laden gebuttert und jetzt sind all meine Reserven aufgebraucht. Ich mach den Laden in den nächsten Wochen dicht. Am liebsten würde ich bei Sport-Schuster arbeiten. Da hab ich zumindest mal meine Bewerbung schon hin geschickt.”

Wer noch schöne T-Shirts, schöne Sport-Klamotten, Turnhallen-Equipment wie Reckstangen oder einen Bock haben möchtet: in der Klenzestraße 32 findet ihr das jetzt beim Räumungsverkauf!

Werte

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“Lange habe ich einfach gearbeitet – bin mit dem Flow mit – und habe immer mehr und mehr gearbeitet. Zum Schluss waren es locker 70 bis 80 Stunden und im Nachhinein kann man sagen, dass das meine erste Ehe gekostet hat. Ich hatte auch schon einen Burnout, aber dann kam das Konzept  Augenhöhe. Meine Ehe konnte ich nicht mehr retten, aber mein Leben konnte ich ändern.

Immer mehr Menschen sind in der Arbeit von Angst, Stress und Druck geprägt: Umstrukturierungen, Budgetplanungen, politische Spielchen. Aber unter Angst handelt niemand gut. Auch die Firmen sind im Stress und unter Stress trifft man keine richtigen Entscheidungen. Man sollte sich dann rausnehmen und von außen betrachten, und dann wieder in Ruhe handeln. Ich selber habe das sehr hart und durch viel Erfahrungen lernen müssen.

Wenn man in eine Situation kommt, dann hat man immer mehrere Optionen zu reagieren: man kann zurück hauen, resignieren oder anpacken und etwas verändern. Ich suche in meinem Unternehmen die Menschen, die etwas verändern wollen und mit ihnen arbeite ich daran, neue Wege voranzutreiben. Dabei geht es um das Miteinander, um die Werte, die wir prägen wollen.

Es geht darum, den Paradigmawechsel zuzulassen. Wenn mich jemand inzwischen anbrüllt oder angreift, haue ich nicht mehr einfach zurück, sondern sehe mir erst mal an, was da gerade passiert. Warum macht er das? Was sind seine Beweggründe? Und dann gehe ich darauf ein. Ich denke, dass ist im Unternehmen, im Privaten aber auch in der Politik gerade total wichtig.

Und so geht es mir auch mit Siemens. Ich arbeite seit 14 Jahren bei Siemens, und wenn man meine Geschichte hört, könnte man sich fragen, warum ich das noch immer tue. Ich passe eigentlich nirgendwo richtig rein. Das ist in meinem Leben eigentlich schon immer so. ⁠⁠⁠Ich gelte als aufmüpfig, weil ich Themen anspreche. Daher liegt mir auch das Thema Diversity & Inclusion, also Vielfalt und Einbeziehung so am Herzen. Und warum “Frauenthemen” und “Schwulenthemen” so zerklüftet voneinander betrachtet werden, habe ich auch nie verstanden. Ich ecke also an, weil ich einfach Dinge anspreche. Aber ich finde es sollte nicht um die einzelnen Themen gehen, sondern um die Werte, die ALLE einbeziehen. Oder wie wollen wir sonst jemals lernen miteinander umzugehen?

In diesem Zusammenhang betreue ich mit meinem Bald-Mann zum Beispiel auch ehrenamtlich einen schwulen Senioren. Warum? Weil ich mir wünsche, an meinem Lebensende nicht jemand anderen dafür “kaufen” zu müssen, mir zu helfen. Sondern ich wünsche mir, das wir aufeinander acht geben. Und wenn ich mir das für mich wünsche, dann kann ich das auch jetzt schon jemand anderem geben.

Früher habe ich die Politik gehasst im Unternehmen. Inzwischen weiss ich zumindest mal, wie ich das ein oder andere Thema nach vorne bringe. Auch wenn damit verbunden ist, keine Karriere zu machen. Denn gute Politik für beruht aus meiner Sicht auf Transparenz und dem Schaffen von Mehrheiten. Die eigene Position sollte dabei nicht unbedingt immer im Vordergrund stehen. Manchmal ist es jedoch notwendig, mit gutem Beispiel voranzugehen. Ich bin zum Beispiel bei Siemens für das Thema Intranet zuständig bzw. für unser internes Social Media. Hier setze ich einfach ganz klare Akzente, indem ich zum Beispiel in offenen Briefen klar Lücken zwischen dem was die Leute sagen oder verkaufen und dem was sie wirklich tun aufzeige. Das gefällt vielen Leuten nicht und ich trete schon einigen Leuten auf die Füße. Aber damit kann ich leben. Ich komm aus der IT, bin schwul – ich hab noch nie in ein System gepasst und vielleicht ist das genau das, was mich antreibt: ich pass ja so oder so nicht rein dann kann ich auch so weiter machen.

Mir ist wichtig, dass die Unternehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen. Sie müssen vorleben, wie wir ein Miteinander schaffen, bei dem wir uns gegenseitig respektieren und ohne andere zu dominieren.. Das könnte einen positiven Effekt haben, der auf unsere Gesellschaft ausstrahlt und wirklich was verändern. Deshalb kämpfe ich in meinem Unternehmen so sehr dafür, einen echten Paradigmenwechsel zuzulassen. Ein Beispiel: Siemens sponsort seit 2 Jahren in Berlin auf dem Christopher Street Day einen Wagen. In unserem Intranet hat sich ein Mitarbeiter sehr verärgert darüber geäußert, warum das Unternehmen in Zeiten des Sparens für so etwas Geld ausgibt. Darauf ging ein entsetzlicher Shitstorm über diesen Herrn los. Vor allem die Gay-Community hat mit harten Worten dagegen geschlagen. Ich habe mich als erstes Mal hingesetzt und überlegt, warum er das geschrieben hat. Im nächsten Schritt habe ich mich erst mal für seinen Einwand bedankt. Ich fand es wirklich toll, dass er den Mut hatte, sich so zu äußern. Und dann hab ich aufgezeigt, dass ich wirklich wichtig finde, dass ein so großes Unternehmen wie Siemens sich für diese Themen wie Diversity einsetzen muss – um in der Gesellschaft aufzuzeigen, für welche Werte die Firma steht und ein Vorbild ist. Ich finde das Beispiel so gut, weil es auch aufzeigt, wie Leute, die sich zum Thema Diversity einsetzen, in einigen Punkten oft selber gar nicht tolerant sind und auf die anderen einhacken. Aber darum geht es doch nicht! Es geht darum, andere Meinungen zuzulassen, sie anzusehen und vielleicht auch mal neben seiner Meinung einfach stehen zu lassen.

Das ist das einzige, was mir wirklich Sorgen macht: wie wir miteinander umgehen. Das verändert sich in der Gesellschaft gerade sehr und ich versuche mit meinem Beitrag in meinem – nicht kleinen – Unternehmen vorzuleben und voranzutreiben, dass wir wieder liebevoll und mit Respekt anderen begegnen.”

 

Vielen lieben Dank für dieses spannende Gespräch. Vor allem wünsche ich dir noch mal alles Liebe für die Hochzeit im Juli!!!

 

Love my kid

LoveKids

Es sind die zufälligen Begegnungen, die ich liebe. Ich sitze in einem Cafe in der Amalienstraße. Der Bagel gut, aber das Mädel hinter dem Tresen ne Wucht: zuvorkommend, offen, super nett und hilfreich. Und dann fangen wir zu quatschen an:

“Ich habe eine Tochter mit 2 Jahren und manchmal frag ich mich, was ich vorher überhaupt gemacht habe. Früher hab ich gearbeitet, kam heim und saß den abend auf der Couch rum. Und jetzt? Ich arbeite immer noch, aber ich liebe es einfach Mama zu sein. Jetzt erst macht alles auf einmal irgendwie Sinn.

Was ich am liebsten mag? Alles. Selbst das Windeln wechseln, wenn sie mal wieder bis oben hin voll ist. Das gehört genau so dazu. Das einzige, was ich echt anstregend finde, ist wenn sie krank sind. Aber auch das gehört dazu.”

Taxi

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“Vor 8 Jahren bin ich zurückgekommen aus Spanien. Mit zwei Kindern, drei Koffern und 50 EUR in der Tasche. Da musste ich schnell einen Job suchen. In der Gastro hat es wegen der Arbeitszeiten nicht so gut geklappt und immer wieder hab ich gelesen, dass sie Taxler suchen. Also hab ich mich gemeldet. Wenn ich gewusst hätte, was man da alles lernen muss, hätte ich es wahrscheinlich nie angefangen. Aber ich bin der Typ: wenn ich was anfange, dann mach ich es zu Ende. Und seit dem fahre ich Taxi und es macht mir viel Spaß. Die Leute – vor allem von woanders – freuen sich immer, wenn sie eine echte Münchnerin rumfährt. Nachts fahre ich allerdings nicht. Ich hätte keine Angst, nachts zu fahren. Aber ich hab dann einfach überhaupt keinen Orientierungssinn.”
 

Frau

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“Ich bin Hausmeister im Nymphenburger Schloss. An den Job kommt man nur mit viel, viel Glück. Und einer tollen Frau. Ich hab vorher in der Großmarkthalle gearbeitet und überhaupt nichts selber für mich aufgebaut. Da kam sie und hat mir ordentlich in den Hintern getreten, damit ich was gebacken bekomme. Wir kennen uns seit ich 6 Jahre bin, sind aber erst seit 3 Jahren zusammen und sind das hoffentlich auch noch ganz, ganz lange. Sie ist der Wahnsinn. Meine Mama hat immer gesagt, ein Mann wird erst durch eine Frau ein richtiger Mann. Jetzt verstehe ich erst, was sie damit meinte. Wir sind in vielen Dingen sehr gegensätzlich. Ich bin immer auf Achse und sie eher ein kleiner Couch-Potatoe. Aber Gegensätze ziehen sich offensichtlich an. Ich muss ständig was machen, arbeite viel und hab meine Musik. Früher war ich mal beim Tölzer Knabenchor, aber jetzt mach ich mit meiner Band Metal. Meine Frau – naja Freundin – bringt mich immer wieder runter und fordert mich heraus. Das brauche ich. Sie ist das beste, was mir passieren konnte. Ob sie das weis? Ja! Ganz sicher.”

Fit für den Jakobsweg

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“Ich bin den Jakobsweg schon ein paarmal gelaufen. Immer wieder unterschiedliche. Ich bin körperlich noch sehr fit, auch wenn ich mir im Leben wahrscheinlich schon mal alle Knochen gebrochen habe. Ich laufe immer noch gerne und jeden Tag. Vor zweieinhalb Jahren war ich das letzte Mal auf einem Jakobsweg und hoffe, bald wieder mal zu gehen.

Leider werde ich nur immer vergesslicher. Ich erinnere mich oft nicht mehr an Wörter oder Namen. Das stört mich sehr. ”


“I walked the Way of St. James various times. But always different routes. I am physically completely fit, even if I had broken all my bones in my body before. I love walking and I am doing it every day. Two and half years I walked the Way of St. James last time and I hope i will do another one soon.

But unfortunately I become forgetful. I often can not remember words or names. And this really bothers me.”

 

Trödel

Trödel

“Ich mache das hier schon seit 18 Jahren. Ein Freund hat mich mal gefragt, ob ich bei einem Trödelmarkt mitmachen möchte und seit dem reise ich von Markt zu Markt. Und ich liebe es. In jedem Stück, das hier steht, spiegelt sich die Mentalität seiner Zeit wider. Das finde ich gerade in der heutigen Zeit so schön, in der kein Wert auf Beständigkeit oder Langlebigkeit gelegt wird.

Natürlich ist der Job auch manchmal ganz schön hart.

Vor einiger Zeit war ich mal auf einem Flohmarkt und es fing an zu regnen. Unter den 50 Bananenkisten, in denen ich meine Sachen angeboten habe, bildete sich sehr schnell eine riesige Pfütze und ich habe geschuftet, die Sachen so schnell wie möglich wieder in meinen Transporter zu räumen. Ich habe geschwitzt und der Regen lief mir in Strömen runter. Mein Gesicht war ganz schwarz, weil der Hut abgefärbt hat.

Das fasst mein Leben ganz gut zusammen.

Oder siehst du den Transporter dahinten? Da ist eine kleine Matratzen drin. Da hab ich heute Nacht drin geschlafen, um einen guten Platz zu bekommen.

Auf der anderen Seite hab ich jeden Tag mit Menschen zu tun und ich liebe die Psychologie, mit ihnen zu quatschen und sie dabei positiv zu beeinflussen.”


“I am doing this for 18 years. A friend asked me once if I want to join him on a flea market and ever since I am doing this. And I love it. In every little piece the mentality of its time is present. I really like this especially in this time where nobody sees any value in consistency and persistence.

But my job can also pretty hard sometimes.

A while ago I was on a flea market and it started raining. Right below roughly 50 banana boxes where I offered my stuff a huge puddle started to grow. I worked super hard to get the stuff into my transporter back as soon as possible. I sweated and the rain was running down my face in streams. My face black all over. The color came from my hat which was obviously not color proof.

Well, this sums up my life pretty well.

Or do you see the transporter over there? There is a little mattress in there. I have slept in there today so I will get a good spot.

On the other side I have to do with people all the time and I love the psychology to  influence them positively while chatting.”

Bus

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“Die Firma, bei der ich gearbeitet habe, ist einfach pleite gegangen. Ich hab mein Leben lang studiert, gelernt und gearbeitet und plötzlich war ich arbeitslos. Ein Jahr lang. Ich stand kurz vor Hartz IV. Aber dann hab ich denen im Arbeitsamt gesagt, dass sie mir die Ausbildung zum Busfahrer wenigstens finanzieren sollen. Alles ist besser als arbeitslos sein.

Ich bin nicht gerne Busfahrer. Ich hab das Gefühl, ich verblöde total. Ich fahre gerne, aber nicht Bus. Und die Bezahlung passt nicht zu der Verantwortung, die man trägt. Ich bin heute um halb vier Uhr morgens aufgestanden. Diese Schichten machen mich auch fertig. Aber wie gesagt: alles ist besser als arbeitslos sein.”


“The company I was working for, just went bankrupt. I studied, learned and worked all my life and all of a sudden I was unemployed. One year long. I was just about to receive Hartz IV. But then I told the guys from the employment office (Arbeitsamt) that they at least should finance the training to become a bus driver. Eveything is better than being unemployed.

I do not like to be a bus driver. I have the feeling I become stupid. I like driving but no buses. The payment does not fit the responsibility I have to take. This morning I got up at 3:30 am. Working shifts is making me crazy. But as said: everything is better than being unemployed.

Biss

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“Ich verkaufe die Biss eigentlich schon seit 1999. Zwar hatte ich mal eine längere Pause drin, aber seit einigen Jahren ist die Freundin nun weg und ich stehe hier wieder. Die Branche ist in München ziemlich gut. Wenn ich mir da so Berlin ankuckte: da gibt es 3 oder 4 so Zeitungen – da verdient man dann eben aber auch nicht so gut. Hier verdient man recht gut, aber bei der Miete ziehen sie einem den großen Teil wieder aus der Tasche.

Ich komme eigentlich aus Dreseden und bin auch immer mal wieder dort. In Dresden sind die Mietkosten noch bei 7 oder 8 EUR. Die haben so viele Wohungen gebaut und viel davon steht sogar leer. Die Stadt hat sich ingesamt sehr verändert – sogar die Giraffenhälse haben sie abgeschafft.”


“I sell Biss actually since 1999. i had a longer break in between but since a few years ago my girl friend is gone and I am back. This business is pretty good in Munich. If you look at Berlin: they have 3 to 4 magazines like that – but this means that you can not earn good money with it. You can make quite some money here but they will pull it out of your pocket right away for your rent.

Originally I am from Munich and I visit there every now and then. You can still rent in Dresden for 7 or 8 EUR.The built so many flats there and some of them are still empty. The city overall has changed a lot – they even took away the “Giraffenhälse”.

Mach was draus

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“Was mich ausmacht? Wenn es ein Satz sein soll, dann ist das wohl: Mach was draus! Ich hab immer wieder neue Ideen, mach immer neue Sachen. Andere fokusieren sich vielleicht mehr, aber ich mache immer alles auf einmal. Ich bin nun mal so.

Ich habe einige Projekte großgezogen. Es muss nicht immer alles nur hip sein. Ich mag es, die eigene Note herauszuarbeiten und zu betonen. Das ist inzwischen meine Handschrift geworden und wenn jemand in einen meiner Läden reinkommt, sagen alle: ah, das ist vom Alof.”

Stefan hat einige tolle Läden in München aufgezogen: das Cafe Maria, die fantastische Eisdiele Jessas, das Bäcker-Cafe Alof, inzwischen auch noch das Wirtshaus Maximilian , die Evenlocation Josef, das früherer Strip-Lokal Pigalle und schon bald einen neuen Bäcker in der Au.


“Who I am? If you want to boil it down to one sentence it would be: Make something out of it! I always have some new ideas, I always do new things. Other might focus more on one thing but I am usually doing everything at the same time. That’s me!

I have done quite some projects. Not everything needs to be super hip. But I love to carve out the uniqueness and to emphasize it. In the meantime this is my “handwriting” and if someone enters one of my places they say: ah, this is an Alof!”

Stefan created some of the coolest places in Munich: the Cafe Maria, the most amazing icecream shop Jessas, the event location Josef the  bakery / coffee place Alof, quite newly the Wirtshaus Mximilian the former strip location Pigalle and pretty soon a new bakery in the Au.

Save

Buses

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“I am originally from Burkina Faso but I studied in Italy. Now I am working here for a company which buys and resells buses. I like Munich a lot. Here you get well paid for what you do and the city is well maintained. I really had a good time in Italy but the payment was not so good and the city was in bad shape.”

 

In a hurry

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“Ich komme eigentlich aus Stuttgart. Dort hab ich eine Zeit in diversen Clubs aufgelegt und habe einen Video-Spiele-Laden gehabt. Hier in München bin ich aus persönlichen Gründen gelandet. Irgendwann braucht jeder Mal einen Cut im Leben. Auflegen tu ich nicht mehr, dafür podcaste ich ab und an und schreib nebenher für diverse Webseiten rund um Film, u.a. bei Entertainment-Blog.Net. Aber jetzt muss ich los. Ich arbeite hier um die Ecke und ich will nicht zu spät kommen.”


“Originally I am from Stuttgart. I was a DJ in various clubs and I had a video game store. I came to Munich for personal reasons. Everybody needs a cut in his life every now and then. I am not a DJ anymore but I podcast every now and then and I am writing for various websites about movies, for example for the Entertainment-blog.net. But now I have to run. I am working around the corner and I do not want to be late.”

Sendlinger Tor

sendlinger-tor“Ich bin jetzt 69 Jahre und arbeite hier am Sendlinger Tor als Aufpasser an der U-Bahn. Paralell versuche ich mir ein zweite Standbein als Energieberater aufzubauen und ich gebe Nachhilfe-Unterricht in Mathe und Physik. Ich habe bei BMW mit einer Werkzeugmacher-Lehre begonnen, hab dann doch noch studiert. Ich hab dann weiter als Dipl-Ing. TU bei BMW gearbeitet und einige Jahre dann auch als Patentanwalt. Insgesamt habe ich 43 Jahre bei BWM gearbeitet.
Einige sagen, ich soll endlich zur Ruhe kommen, aber mir macht es Spaß und ich habe Sorge, dass ich verfalle. So ist es mir lieber.”


“I am 69 years old and I am working here at Senglinger Tor as overseer at the subway. In parallel I am working on my second mainstay as a energy consultant and I offer private tutoring for maths and physics. I have started with BWM as a toolmaker and studied later. I continued working for BWM as a Dipl. Ing (graduated mechanical engineer) and later as a patent attorney. All in all I worked 43 years for BWM.
Some people say I should retire finally but I have so much fun doing this and I worry to loose it. I like it better this way.”

For my kids

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“Ich bin mit meiner Mutter von Afghanistan in den Iran geflüchtet aber unser Leben war sehr schlecht dort. Ich habe schon als Kind hart und viel gearbeitet. Als ich 9 Jahre alt war bin ich nach Deutschland gegangen. Mein Vater war schon gestorben und meine Mutter ist im Iran geblieben. Die folgenden Jahre bin ich leider den falschen Leuten begegnet und ich bin an Mariuahna geraten. Das war eine schlechte Zeit aber ich war noch so jung und alleine. Jetzt bin ich 21 Jahre und habe die Drogen aufgegeben. Ich habe eine Job bei einer Zeitarbeitsfirma und arbeit im Lager. This is a pretty hard job, denn ich arbeite 14 bis 15 Stunden und bekomme trotzdem nur wenig Geld raus. Ich muss noch einen anderen Weg finden. Aber meine Mama hat gesagt, dass es mir selber vielleicht nichts bringen wird nach Deutschland zu gehen, aber vielleicht meinen Kinden. Daran arbeitet ich jetzt.”


“I fled from Afghanistan to Iran with my mom, but our life there was really bad. I had to work already hard as a kid. When I was 9 years I went to Germany all by myself. My father has died already and my mother stayed in Iran. The next years I met the wrong people and got introduced to Marijuana. This was a bad time but I was very  young and alone. Now I am 21 years old and I have dropped the drugs and I am working in logistics. This is a hard job since I am working 14 to 15 hours and still earn only little money so I have to find a different way. But my mom said that perhaps the move to Germany will not benefit me but perhaps my kids. I have start working on that now.”

Life

Juice.JPG“Eigentlich bin ich gelertner Bäcker und hab erst mal die Bäckerei von meinem Vater übernommen. Aber wegen Allergien ging das irgendwann nicht mehr. Danach habe ich sehr lange in der Fitnessbranche gearbeitet. Das ist ein echter Knochenjob und ab 50 ging es einfach nicht mehr körperlich. Wahrscheinlich hätte ich einfach mehr auf Ausbildung setzen müssen. Jetzt arbeite ich hier auf dem Viktualienmarkt und wir verkaufen frisch gepresste Säfte. Das macht echt Spaß und man ist viel unter Leuten. Wenn es keinen Spaß machen würde, würde ich es nicht machen. Ich habe immer viel gelebt und es mir gut gehen lassen. Das ist wichtig und das will ich auch jetzt nicht aufgeben.”


“I am actually a certified baker and took over the bakery of my father. But at a certain point of time I couldn’t go on because of allergies. After that I have worked a long in fitness studios. It is a very physical and back-breaking job. After I turned 50 I just couldn’t do it anymore physically. I should have focused more on education. And now I am working here at the Viktualienmarkt and we sell freshly pressed juices. I really like this job: it is fun and you meet a lot of people. If it weren’t fun I would not do it. I love my life and I have always lived a good life. That is so important and I will not give it up.”

Clean

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“Ich bin schon seit 20 Jahren hier und komme eigentlich aus Afghanistan. In meinem Land ist schon seit über 40 Jahren Krieg. Erst waren es die Russen und gleich danach kamen die Amerikaner. Es ist immer alles unsicher, man weiss nicht woher man das Geld für’s Leben bekommen soll. Ich vermisse mein Land sehr, aber inzwischen wird der Schmerz ein bisschen weniger. Wenigstens habe ich hier einen guten Job, der mir Spaß macht. Bitte mach das Foto unbedingt so, dass das Firmenlogo auch drauf ist.”


“I am here already for 20 years but originally I am from Afghanistan. In my country there is war for over 40 years. First the Russians and right after that the Americans came. Everything is insecure there, you even don’t know where to get the money for your life. I miss my country a lot but now it is not hurting so much anymore. Here at least I have a job which is good for me. Please make sure that you can see the logo of the company on the picture.”

Missed Wedding

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“Das ist ein Geschenk für meine beste Freundin. Ich konnte nicht auf ihre Hochzeit gehen, weil ich arbeiten musste. Gegen den Dienstplan kann ich schwer was sagen, aber dass nicht mal ein Kollege mit mir Dienst tauschen wollte, fand ich schon sehr traurig.

Ich bin Kardiologin und konnte und kann mir nichts anderes vorstellen. Ich wollte das schon immer machen, weil ich mir vorgestellt habe, dass es keinen anderen Job gibt, aus dem man zufriedener nach Hause geht, weil man Menschen helfen kann. Natürlich sieht die Welt nicht ganz so rosarot aus: leider sterben trotzdem noch Menschen und du kannst nichts dagegen tun. Aber dieser Beruf ist eine wundervolle Mischung aus Wissenschaft, Handwerk und dem wunderbaren Gefühl, mit Menschen zusammen zu arbeiten und ihnen zu helfen.”


“This present is for my best friend. I could not go to her weeding because I had to work. I can’t complain about the working plan but it was kind of sad that not even one colleague was willing to swap shifts with me so I could go to the wedding of my best friend.

I am a cardiologist and I could not and can not image to do anything else. I always wanted to do that because I thought there is no other job in the world where you are coming home every day with such a satisfaction because you were able to help people. Of course reality is looking a little bit different: unfortunately you still have those cases were your patient dies and you can not do anything. But this job is such a wonderful mixture of science, “handicraft” and the wonderful feeling that you work with people and you can help them.”