1 Jahre

Survivor

Stadtviertel: Untergiesing
Lieblingsort:
Hauptsache bei Mama

– vorlesen lassen –

„Ihr glaubt vielleicht, dass ich nicht viel zu erzählen habe weil ich noch so klein bin. Aber ich habe schon mehr erlebt als so mancher Erwachsene. Als ich noch im Bauch meiner Mama war hat sie gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Der Arzt hat das Gefühl leider bestätigt und ich musste früher geholt werden. Es ist herausgekommen, dass ich noch im Bauch einen Schlaganfall hatte. Seitdem ging es in meinem Leben echt rund: Ich musste oft ins Krankenhaus und wurde schon mehrmals operiert, meine Eltern haben sich deshalb fürchterliche Sorgen gemacht.

Gottseidank haben sie für mich immer die besten ÄrztInnen und Kliniken rausgesucht. Dort war meine Mama immer an meiner Seite. Wegen den strengen Corona-Regeln durfte mein Papa uns nur manchmal und Opa und Oma gar nicht besuchen, deswegen waren wir oft alleine.
Und jetzt kennen wir uns echt gut aus mit Krankenhäusern, Maschinen und Spritzen.

Seitdem ich ganz klein bin kommen nette Frauen zu uns nachhause die mit mir spielen. Eigentlich ist das nicht nur Spielen, sondern nennt sich Ergo- Physiotherapie und Sehfrühförderung. Meistens macht mir das viel Spaß denn ich liebe es Bücher anzuschauen und bewege mich unglaublich gerne.
Wenn ich gehalten werde, bin ich ein Meister im Hüpfen und kann dann sogar schon stehen.

Allerdings nervt es mich kolossal, wenn ich mal etwas nicht kann. Zum Beispiel will der linke Arm und das linke Bein nicht so wie auf der rechten Seite, das nennt man Hemiparese. Daher kann ich noch nicht krabbeln oder mich abstützen, wenn ich umfalle. Mama hat sich mit ganz vielen anderen betroffenen Familien ausgetauscht und daher wissen wir, dass in meiner Entwicklung noch ganz viel drin ist.
Meine Familie freut sich über jeden noch so kleinen Fortschritt den ich mache und ich spüre wie sehr sie mich lieben.
Vor kurzem habe ich einen neuen Stuhl bekommen der mich nicht mehr so sehr beim Sitzen unterstützt. Ich habe zwar nicht ganz verstanden, was daran so besonders sein soll- meine Schwester saß da ja auch drin- aber Mama sagt, dass es nicht ganz klar war, ob ich überhaupt mal sitzen könne.

Andere Kinder haben vieles wohl schon früher gekonnt. Aber das ist mir egal. Ich mache einfach alles in meinem Tempo und so gut ich es kann und hoffe sehr, dass alle anderen Menschen mich auch so akzeptieren wie meine Familie es tut.
Die nächsten Jahre werden eine abenteuerliche Reise und ihr könnt schon gespannt sein wieviel ich noch lernen werde!“


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