16 Jahre

Anders

Stadtviertel: Schwabing
Lieblingsort:
Maximilianstraße, Max-Josph-Platz
Beruf:
Schüler

– vorlesen lassen –

“In der Schule war ich konstant anders als die anderen: ich hatte sehr starke Legasthenie, auditive Wahrnehmungsstörung, eine leichte Sehschwäche, starkes Übergewicht und ein echtes Problem mit Autoritäten. Das hat mich relativ eigen gemacht. Ich hatte immer das Gefühl, dass die Probleme, die ich hatte, keiner verstehen kann. Da wird man echt schnell zum Außenseiter. Ich hatte schon ein paar Freunde, aber ich habe eine Abwehrhaltung anderen gegenüber aufgebaut. Selbst wenn ich jemanden vielleicht gern mochte, hab ich ihn oder sie nicht an mich rangelassen. Nach außen hab ich Selbstbewusstsein ausgestrahlt, aber ich hatte eigentlich echt gar keines.

Irgendwann hab ich realisiert, dass es eigentlich gar keinen Grund gibt, so zu sein. Ich habe angefangen, Sport zu treiben, mich gesund zu ernähren, abzunehmen und mir die Haare abzuschneiden. Tatsächlich hat mir die Corona Zeit dabei geholfen. Ich hatte endlich Zeit für mich. Der Online-Unterricht war ne Katastrophe und da bin ich lieber einkaufen gegangen, um mir ein Müsli zu machen. Ich hab mich nur noch von Obst, Joghurt und Walnüssen ernährt. Viele haben in der Corona Zeit zugenommen und ich hab’ richtig viel abgenommen. Ich hab’ auch angefangen, mich in Themen richtig reinzufuchsen. Jetzt hab’ ich einen selbstgebauten PC zu Hause und beschäftige mich viel mit Modethemen. Inzwischen hab ich auch meine komplette Art zu lernen umgestellt und bin wieder gut in der Schule geworden.

Ich bin immer noch anders, aber ich kann jetzt besser damit umgehen. Ich denke anders und auch mehr über Dinge nach als andere. Aber wenn ich das früher eher nach außen transportiert habe, geh’ ich jetzt genauso mit Freunden ins Café nach der Schule, feier mit ihnen und unterscheide mich nicht mehr so – weder von den Klamotten noch von der Musik her oder dem Sport, den ich treibe. Ich mach im Prinzip dasselbe wie alle anderen. Damit geht es mir deutlich besser.

Mit meinem Ich vor 5 Jahren bin ich gar nicht zufrieden. So würde ich nie wieder sein wollen. Aber mir ist klar geworden, wenn ich nie so gewesen wäre, dann wäre ich auch nie so geworden, wie ich jetzt bin. Und ich bin ziemlich zufrieden mit mir jetzt.”


Lass Dir die Geschichte von einer Erzählerin vorlesen: