37 Jahre

Das beste draus machen

Stadtviertel: Moosach
Lieblingsort:
Olympiapark bei Sonnenuntergang
Beruf:
Finance Manager

– vorlesen lassen –

“Auch wenn es mich nicht ausmacht, dass ich im Rollstuhl sitze, so ist es natürlich ein großes Thema in meinem Leben. Ich bin ganz normal aufgewachsen, hatte eine tolle Kindheit und coole Jugend. Mit 23 hatte ich mein Leben schon voll durchgeplant: ein Jahr in die USA und dann meinen Master machen. Ich war so glücklich wie nie in meinem Leben und dann kam der Sturz von 100 auf 0: Bei einem Urlaub mit Freunden bin ich am Pool ausgerutscht und auf den Hals gefallen.

Viele denken, dass es sicher schwierig ist im Rollstuhl, und ja, einfach ist es sicher nicht. Aber mir ist seit dem Unfall auch einiges klar geworden: ich hätte bei dem Unfall sterben können bzw. hätte ich mich gar nicht mehr bewegen können, wenn ich ein paar Zentimenter weiter oben hingefallen wäre. Von den zwei Jungs, mit denen ich im Krankenhaus lag und die in einer sehr ähnlichen Situation waren wie ich, ist einer rausgelaufen und der andere wird sein Leben lang auf viel Hilfe angewiesen sein. Dafür hab ich es ganz gut getroffen: Ich wohne in meiner Lieblingsstadt München, habe einen tollen Job, viele wirklich gute Freunde und unternehme praktisch jeden Tag etwas: Konzerte, Festivals, Reisen oder einfach den Sonnenuntergang genießen.

Natürlich ist manches dann auch mit mehr Planung verbunden und ich mache keine Backpacker-Tour mehr in Asien, aber so ist es, das ist das Leben. Im Endeffekt hat sowieso jeder sein eigenes Päckchen zu tragen. Meins ist halt ein bisschen schwerer als bei anderen und sichtbarer.

Und wie toll das Leben dann eben doch ist, wurde mir vor ein paar Jahren nochmal gezeigt: ich hatte im Rücken eine Entzündung und musste mich noch mal einer schweren OP unterziehen. Es kann so schnell gehen und man merkt, dass es auch immer schlimmer geht und wie lebenswert das Leben ist. So wie es jetzt ist, ist es und an der Grundsituation kann man nichts ändern und muss damit klarkommen. Und ich komme sehr gut damit klar.
Mein Motto ist ganz klar “Das Beste aus allem machen”. Man kann eh vieles nicht ändern. Grübeln hilft nichts und auch nicht der verschütteten Milch hinterher zu trauern. Das war auch schon vor dem Unfall mein Credo und ich bin fest überzeugt davon, dass so ein Unfall den Grundcharakter eines Menschen nicht ändert. Ich war schon immer sehr positiv eingestellt und ein älterer Mann hat mal zu mir gesagt „Man muss so leben wie man kann und nicht wie man will“. Das Leben ist ein stetiger Wandel und für mich selbst ist das Allerwichtigste, dass ich das Beste aus allem mache.”


Lass Dir die Geschichte von einer Erzählerin vorlesen: