38 Jahre

Begegnungen

Stadtviertel: Au
Lieblingsort:
Nymphenburger Schlosspark
Beruf:
Sabbatical

– vorlesen lassen –

“Ich bin ein sehr offener Mensch, aber trotzdem fehlt mir oft dieser Halt, denn mir wurden keine Wurzeln gegeben im Leben. Ich bin komplett alleine auf der Welt und das ist manchmal schon echt krass. Ich hatte eine echt üble Kindheit. Mit 14 Jahren bin ich von zuhause abgehauen, weil es einfach so schlimm war. Mir wurden körperlich und psychisch schlimme Dinge angetan und irgendwann hab ich mir gedacht: “Entweder nehme ich mir jetzt das Leben oder ich breche aus.” Ich kann gar nicht sagen, ob alle drum herum die Augen zugemacht haben oder ob sie es wirklich nicht gesehen haben. Mein Onkel hat mir zumindest geholfen, ist mit dem Auto vorgefahren, hat mit mir zwei Koffer gepackt und hat mich zur Jugendhilfe gebracht.

Ich habe lange und viele Therapien gebraucht um zu heilen. Inzwischen habe ich meinen Frieden damit gemacht. Ich glaube fest, dass sie so gehandelt haben, weil sie nicht anders konnten. Meine Mutter ist schon mit diesen Übergriffen und Gewalt aufgewachsen.

Ein wichtiger Schritt in diesem Prozess war für mich, herauszufinden, woher dieser ganze Schmerz aus der Familie kommt? Bei einer Ahnen-Heilung ist rausgekommen, dass das mit dem Krieg, der Flucht aus Schlesien zu tun haben muss. Es ging nur noch ums Überleben und es gab einfach keine Liebe mehr. Das finde ich spannend. Vor allem, weil ich gerade eine Retraumatisierung hinter mir habe, von der ich nicht wusste, woher sie denn jetzt plötzlich kommt.

Ich habe keine Angst mehr, dass ich die körperliche Gewalt und den Psychoterror mal so weitergebe. Raus aus der Opferrolle und rein in die Eigenverantwortung und Schöpferrolle. So habe ich das Muster in meiner Familie als Erste durchbrochen. Ich bin geheilt und weiß immer, dass es Hilfe da draußen für alles gibt. Wenn man will…

Ich bin mutig und stark geworden. Die Kindheit steht nicht mehr so im Vordergrund. Jetzt gestalte ich von Jahr zu Jahr positiver und es geht nicht mehr um „Schadensbegrenzung“. Ich wünsche mir 2023 in einem Gemeinschaftswohnprojekt zu leben oder auch eines zu gründen. Vielleicht sowas, wie die Thrive Villages, die Robert Gladitz gerade aufzieht. In Bayern in den Bergen sehe ich mich. Und dann im Winter auf Bali z.B. Mir geht es um die Gemeinschaft, um Verbundenheit, um persönliche Entwicklung, um tiefe Begegnungen und Austausch.  Nach dem Motto: ein ganzes Dorf zieht ein Kind auf. Das fasziniert mich total und daher möchte ich auch meinen Teil darin finden und so leben.”


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