39 Jahre

Ankommen

Viertel: Oberföhring
Lieblingsort:
Oberföhringer Wehr
Beruf:
Mathematik- und Physiklehrer

– vorlesen lassen –

“Meine Reise zu mir selbst hat angefangen, als ich nach München gekommen bin. Vorher war ich noch eng mit meinen Eltern verbunden, auch während meinem Studium. Hier hab ich danach mein eigenes Leben angefangen, wurde selbständiger und hab mein neues Zuhause aufgebaut. Ich habe einen Job als wissenschaftlicher Mitarbeiter bekommen und einen Tanzverein für Forró mit gegründet. Die Leute aus Forró waren wie eine Familie und der Verein wie ein Zuhause für mich, ich habe mich sehr leidenschaftlich engagiert.

So richtig erwachsen habe ich mich gefühlt, als ich mit meiner damaligen Freundin zusammengezogen bin, und ein schönes Zuhause fand. Doch nach kurzer Zeit haben wir uns getrennt. Das war sehr schwer für mich, denn ich bin ein echter Beziehungsmensch. Ich wollte so sehr ein Zuhause und Familie haben und erst im Nachhinein hab ich gemerkt, dass ich schon länger nicht glücklich war und meine Wünsche nicht richtig ausdrücken konnte. Nach der Trennung ging es mir gar nicht gut und dann lief auch noch mein Vertrag bei der Uni aus.

Die große Wende kam, als ich mir eine Auszeit nahm um mich besser kennenzulernen. Nach einem Coaching beschloss ich, Lehrer zu werden. Jetzt unterrichte ich Mathe und Physik an einer privaten Schule und bin sehr happy – auch wenn dieses erste Jahr sehr herausfordernd war. Ich wurde ins eiskalte Wasser geschmissen und durfte sofort unterrichten. Aber es hat sich gelohnt, sich dieser Herausforderung zu stellen, denn ich kann mich wirklich einbringen in meinem Beruf. Und wenn ich zumindest einem Teil der Menschen ein wertschätzendes Miteinander und mehr Sachlichkeit in Konflikten mitgeben kann, dann hoffe ich, dass ich meinen Beitrag leisten kann für mehr Frieden und für einen sinnvolleren Umgang miteinander.

Ich bin schon oft in meinem Leben angekommen – in München, beim Forró, in meinem Zuhause – aber irgendwas hat immer nicht ganz gepasst. Jetzt bin ich wieder angekommen – im Beruf und in einer glücklichen Beziehung mit einer Person, die mich wirklich versteht. Ich glaube, es werden noch viele Ankommen folgen. Vieles in meinem Leben wird sich noch ändern. Ich habe gelernt, da auch wieder meinen Weg zu finden, um mich zu Hause zu fühlen und dann auch da wieder ankommen.

Alle Stationen der letzten Jahre haben mir geholfen, mich zu finden. Ich bin so dankbar, dass ich die Möglichkeit dazu hatte und ich wünsche jedem, dass er oder sie diese Chance erhält. Denn jetzt bin ich glücklich.”


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