40 Jahre

Zufrieden

Stadtviertel: Au
Lieblingsort:
Überall
Beruf:
Keine Angaben

– vorlesen lassen –

“Irgendwie hab ich das Gefühl, dass es sehr viele unglückliche Menschen gibt. Mir ist klar: die Corona Zeit war wirklich eine schwierige Zeit und eine große Herausforderung für alle. Aber andererseits hatte man als Familie endlich mal viel Zeit für- und miteinander. Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Menschen unglücklicher geworden sind, miteinander zu sein.

Genauso mit der Arbeit: Ich kenne Leute, die arbeiten wie bekloppt und warten nur darauf, nicht mehr arbeiten zu müssen und dann endlich schön zu leben. Die genießen die Zeit jetzt gar nicht. Ich wünsche mir nicht, in einer anderen Zeit oder woanders zu sein. Ich mache mir bewusst, was ich jetzt mache. Ich kann auf einer Bank sitzen und das Wetter genießen. Ich gehe Mittagessen oder liege auf dem Balkon und das reicht mir. Mein Gehirn ist so überladen und brauche gar nicht mehr. Keine Hobbies oder große Träume. Um glücklich zu sein, braucht man nichts. Man hat schon alles.

Bei mir ist auch vieles anstrengend: meine Kinder sind 7 und 5 Jahre und es ist immer ein Rennen. Aber ich bin dankbar dafür, dass ich zwei durchgeknallte Kinder habe. Es hätte ja auch sein können, dass ich gar keine gekriegt hätte oder dass sie krank geworden wären. Und ja, manchmal nervt mich mein Mann. Aber eben nur manchmal. Mein Motto ist: “Schlimmer geht’s immer”.

Glück ist eine Momentaufnahme und ist kein Projekt. Ein Gefühl und keine Aufgabe. Ich weiss gar nicht, wann ich das letzte Mal unglücklich war. Sauer, wütend, ja. Aber unglücklich? Nein. Ich glaube, ich bin gerade angekommen. Wenn ich etwas unbedingt will, dann mach ich das schon, aber viele Sachen brauche ich gerade nicht.

Natürlich würde ich gerne was anderes verdienen oder noch mehr Urlaub machen. Aber das ist übertrieben. Ich bin zufrieden, so wie es gerade ist. Zufrieden ist wahrscheinlich ein gutes Wort dafür. Zufriedenheit kann ich selbst erreichen, indem ich mir realistische Ziele setze. Ich würde mal behaupten, dass die meisten Menschen sich Ziele setzen, ohne sich zu überlegen wozu sie das tun.”


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