43 Jahre

Oberflächlichkeiten

Stadtviertel: Harlaching
Lieblingsort:
Beim Schachturnier
Beruf:
Heilpraktikerin für ästhetische Medizin

– vorlesen lassen –

“Für mich ist meine Arbeit der schönste Job der Welt, ich liebe es jeden Tag aufs neue in meine Praxis zu gehen. Ich fahre nicht einfach rein und setze Spritzen oder Nadeln, der menschliche Austausch steht im Vordergrund. Menschen vertrauen sich mir an und gehen danach glücklich wieder raus. Ich möchte die Leute dabei unterstützen so auszusehen, wie sie sich fühlen, und das zu bleiben, was sie sind. Das Universum hat uns geschaffen, so wie wir sind und das hat einen Sinn. Das will ich nicht verziehen, sondern hervorheben. Meine künstlerische Ader hilft mir die Gesichter zu sehen, die Symmetrien zu erkennen, und zu verstehen, was gut aussehen könnte. Davon profitieren dann beide Seiten.

Unsere Gesellschaft ist oft eher oberflächlich. Es fängt schon bei der Frage “Wie geht es Dir?” an. Wer antwortet darauf wirklich ehrlich? Ich finde es wichtig, zu seinen Gefühlen zu stehen und sie zum Ausdruck bringen zu dürfen. Es ist in Ordnung, dass man mal stinkig oder wütend ist, wenn einem mal zum Weinen zu Mute ist oder mal alles zum Kotzen findet. Das Leben ist bunt und alle Facetten gehören dazu und wollen akzeptiert werden. Wichtig ist, dass man sich diese Gefühle auch mal erlaubt, um sich dann wieder schütteln zu können und nach vorne zu sehen. Das ist ein erfülltes Leben und hat Authentizität.

Ich habe oft das Gefühl, dass Patienten auch gerne deshalb zu mir kommen, weil sie das Gefühl haben, bei mir so sein zu können, wie sie sind. Bei mir wird niemand gewertet. Ich höre ihnen gern mit offenem Herzen zu und das spüren sie. Das prägt mich auch: ich sehe, wie es den Menschen wirklich geht und darf hinter die Kulissen gucken. Das macht mich dankbar für mein Leben. Jeder hat einen Grund, warum er Dinge tut und wirklich verstehen wird man bestimmte Verhaltensweisen erst, wenn man die Geschichten dahinter kennt. Und wenn man sie nicht kennt, dann sollte man sich zumindest bewusst sein, dass es trotzdem eine gibt.

Deshalb liebe ich auch meine zweite Berufung als Schachspielerin und Trainerin sehr. In der Schachwelt sind Oberflächlichkeiten nicht wichtig. Da ist es egal, ob man ein Loch in der Socke oder fünf Kilo zu viel auf den Hüften hat. Es geht um Gesellschaft, um Menschen, um Menschlichkeit, um Mathematik, um das Spiel, um geistige Stärke und Fairness – nicht um Aussehen, sondern wer man tief im Innern in seiner Essenz wirklich ist.”


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