54 Jahre

Proseccohead

Stadtviertel: Untergiesing / Au
Lieblingsort:
Ententeich in Untergiesing
Beruf:
Foto-Bloggerin

– vorlesen lassen –

“Wir Fotografen bei Instagram behaupten gerne: München ist so was von tot fotografiert. Aber genau das ist es, was es so spannend macht. Ein Perspektivwechsel ermöglicht oft einen neuen und interessanten Blick auf meine Heimatstadt. Wenn mir das gelingt, ich Blickwinkel entdecke, die vorher so noch keiner abgelichtet hat, dann freut mich das enorm. So geht es eigentlich vielen Fotografen in der Insta-Community. Das ist es, was uns antreibt. Wenn ich diese Freude mit anderen teilen kann, ist das eine riesige Bereicherung.

Dass Instagram für mich mal derart relevant werden könnte, hätte ich zu Beginn niemals geahnt. Daher auch der von mir sorglos ausgewählte Name ‚Proseccohead’, der mich ehrlich gesagt nur mangelhaft charakterisiert. Mittlerweile weiß ich, dass der Name vor allem auch Aushängeschild ist. Er sollte bestenfalls erkennen lassen, was den Besucher auf deiner Insta-Seite erwartet. Und da ich mittlerweile meinen Followern als Proseccohead bekannt bin, trau ich mich irgendwie auch nicht mehr ihn zu ändern.

Nicht nur die Möglichkeit, meine Arbeiten einem internationalen Publikum zu präsentieren oder an vielen Challenges teilzunehmen, ist ein reizvoller Aspekt. Wenn man offen für Neues ist, kann Insta auch verbinden. Das geht weit über den digitalen Austausch hinaus, direkt ins analoge Leben hinein. Mit vielen Fotografen, vor allem in München, bin ich inzwischen nicht nur online vernetzt. Oft sind reale Freundschaften entstanden, und wir gehen gemeinsam auf Foto-Walks oder organisieren Foto-Projekte. Neben dem Spaß, den wir dabei durch das gemeinsame Hobby haben, ist folgendes immer wieder spannend zu beobachten. Auch wenn wir an der gleichen Location fotografieren, es kommt bei jedem Fotografen Unterschiedliches heraus. Jeder hat seinen eigenen Blickwinkel, seine eigene Bildsprache, manchmal auch nur unterschiedliche Objektive. Auch dadurch habe ich viel dazugelernt. Ich feiere das jedes Mal, die Ergebnisse nach den Walks auf Insta zu sehen.

Durch Insta hat sich für mich auch die Kooperation mit drei wunderbaren Frauen ergeben, mit denen ich den Foto-Blogg ‚Womens view of Munich‘ gegründet habe. Das Projekt ist anspruchsvoll und spannend, aber vor allem hoffe ich, dass wir uns noch sehr viel weiter entwickeln.

Und das war nicht das einzige Projekt, das sich durch meine Fotoarbeit via Instagram ergeben hat: Letztes Jahr durfte ich Vanessa und ihr Filmteam von den Münchner G’schichten bei den Dreharbeiten zu ‚Ein Himmel voller Bienen’ begleiten, um sie fotografisch dabei zu unterstützen. Das Feedback war grandios und macht natürlich extrem Laune auf mehr! Genauso wie das Shooting mit Gizaletta für ihr Projekt ‚Pandemic Life‘, die mich einfach mal nicht hinter der Kamera, sondern davor sehen wollte.”

Was ist dein Lieblingsort in München?
“Wie lange ich auch darüber nachdenke, es gibt ihn nicht, diesen einen speziellen Lieblingsort. Dafür verändert sich München auch zu rasch. Lieber bin ich mit meinem Fahrrad unterwegs, lasse mich treiben und bin bereit zu entdecken, was auf mich hinter der nächsten Ecke wartet.
Zum Beispiel liebe ich es, an der Isar entlang zu radeln. Während sie durch München fließt, begleitet uns die Isar ja ein sehr langes Stück, was die Motivauswahl ausgesprochen abwechslungsreich macht. Dort ist, abhängig von Tages- und Jahreszeit, fotografisch immer was geboten. Egal auf welcher Höhe, der Sonnenuntergang ist immer spektakulär.
Natürlich bin ich auch unglaublich gern am Viktualienmarkt und beobachte die vorbeitreibende Menschenmenge, während ich meinen Cappucino am Kaffeestandl schlürfe. Da schlägt sofort mein Herz für Street Photography höher.
Auch zieht es mich immer wieder in meine Heimat Glockenbachviertel, wo ich aufgewachsen bin.

Und manchmal, wenn mir das pulsierende Leben einfach über den Kopf wächst, würde man mich vielleicht sogar am Entenweiher in Untergiesing finden. Da ist Natur, da ist es friedlich und ruhig. Ich mag es, die Enten dort zu beobachten, oder die Schwäne, die schon seit Jahren dort leben und jedes Jahr aufs Neue Schwanenküken haben.”

Gibt es ein Wort oder einen Satz, die dich gut beschreiben?
“Das ist schwierig, aber vielleicht ist es ‚Krebs‘, also das Sternzeichen. Denn für mich ist das markanteste Attribut von Krebs (neben supersensibel und Familienmensch): Stubenhocker. Und als solcher fühle ich mich auch im Grunde meines Herzens. Die meisten Leute denken immer, ich bin den ganzen Tag unterwegs und fotografiere, aber das täuscht. Es gibt Tage, an denen ich die Wohnung überhaupt nicht verlasse. Zuhause ist mein Ruhepol, hier entspanne ich, hier bearbeite ich auch meine Fotos, was bei der Nachbearbeitung ein extrem kreativer Prozess sein kann. Manchmal brauche ich einfach keine Menschen um mich herum. Außer vielleicht meine Familie.”

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