59 Jahre

Genießen

Stadtviertel: Au – Haidhausen
Lieblingsort:
Auer MühlbachKlein-Venedig, das “Apothekerhaus” in der Mondstrasse (Untergiesing)
Beruf:
pharmazeutisch technische Assistentin

– vorlesen lassen –

“In 4 Wochen werde ich 60 und ich merke, dass das eine Phase voller Reflexion ist. Natürlich ist die 60 auch nur eine Zahl, aber so ganz krieg ich es nicht aus dem Kopf. Ich verfalle jetzt nicht in Panik, aber ich habe eine statistische Lebenserwartung im Hinterkopf und frage ich mich manchmal schon: Schaff ich dieses oder jenes noch, solange ich hier auf Erden bin?

Aber ich habe entschieden, das Leben einfach zu genießen. Getreu meinem Lebensmotte “You can get it if you really want it” habe ich mir eine Bucket List mit vielen Reisezielen und Sachen erstellt, die ich nun versuche, nach und nach abzuarbeiten. Zum Beispiel habe ich mir vor zwei Tagen meinen lang gehegten Traum erfüllt und bin auf die Frauenkirche hoch gestiegen.

Aber nicht nur mein Lebenszeit-Konto läuft ab. Die weltpolitische Lage hat uns während der letzten Jahre immer wieder mal gelehrt, dass sich bestimmte Reisewünsche manchmal “über Nacht” nicht mehr erfüllen lassen. So wollte ich seit langem die Krim besuchen oder mir den Traum eines Myanmar-Urlaubs erfüllen – beides ist momentan leider nicht möglich. Gesünder oder fitter wird man mit zunehmendem Alter meist auch nicht unbedingt. Das sind die kleinen Lehrstücke: Wenn es geht, wenn du genug Geld und Zeit hast und wenn du gesund bist, mach es! Genieß das Leben, denn das Ende ist uns eh allen vorbestimmt.

Zum Genießen gehört für mich auch München: “Munich is my first Love”. Auch wenn es nicht die erste ist, so ist es die intensivste Liebe meines Lebens. Ich brenne für München und möchte wirklich alles über meine Heimatstadt wissen. Ich besitze meterweise Bücher über München, biete selbst Stadtführungen zu verschiedenen Themen an und besuche Vorträge und Fortbildungsveranstaltungen, die sich mit der Stadt und ihrer Geschichte beschäftigen, denn es gibt immer wieder einiges an Neuem zu entdecken und zu lernen. Manchmal denke ich mir, ich sollte am Wochenende lieber mal ausruhen, aber dann gibt es wieder so viele Angebote und muss ich wieder losziehen.

Ich hatte bislang ein tolles Leben und ich bin dankbar für die äußeren Gegebenheiten: was für ein Privileg, in Mitteleuropa zu leben. Dies sehe ich keinesfalls als Selbstverständlichkeit an. Welch ein Glück, nicht im Sudan oder in den Slums von Brasilien aufwachsen zu müssen. Ich bin hier in München geboren und durfte eine schöne und behütete Kindheit und Jugend durchleben. Natürlich gab es auch Schicksalsschläge, aber ich habe viel Schönes erlebt und konnte mir das Leben schön einrichten. Für dieses Privileg bin ich sehr dankbar.”

Lass Dir die Geschichte von einer Erzählerin vorlesen: