66 Jahre

Optimistin

Viertel: Au
Lieblingsort:
Alt-Schwabing
Beruf:
Gymnasiallehrerin a.D.

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“Mich beschäftigt die allgemeine Weltlage sehr: Kriege, Krisen, Inflation, Klima. Eine große Herausforderung für die jüngere Generation! Zur Geburt meines Enkels hab ich dann einen Baum hier in München pflanzen lassen. Mir ist klar, dass das vielleicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, aber die Stadt braucht Bäume und so sehe ich meinen Enkel und den Baum gemeinsam aufwachsen.
Neben all den Sorgen steckt aber auch eine Optimistin in mir. Ich vertraue auf die Menschen, die Forschung und Start Ups, die etwas verändern wollen. Wir müssen das doch hinkriegen!

Ich wusste schon als Kind, dass ich Lehrerin werden möchte und das bin ich auch geworden: Ich war 37 Jahre lang Lehrerin, davon 30 Jahre in Neuperlach. Viele sagen, dass es in diesem Viertel eine schwierige Schule sein muss, aber wir hatten bis auf ganz wenige Ausnahmen so nette Schüler:innen und ein wirklich tolles Kollegium. Deshalb bin ich da auch hängen geblieben und habe mich wirklich wohlgefühlt. Ich war sehr gerne Lehrerin. Allerdings kam in den letzten Jahren immer mehr dazu: mehr Evaluationen, Management, mehr Projekte und mit Corona dann auch noch mehr Technik und Stress. Jetzt bin ich Rentnerin, aber ich halte noch viele Verbindungen zu meiner Schule. Das Unterrichten kann ich allerdings noch nicht lassen und daher gebe ich Nachhilfe. Das macht mir Spaß und der Kontakt zu den jungen Leuten hält mich jung.

Seit ich Rentnerin bin bin ich viel unterwegs: In meinem zarten Alter habe ich wieder angefangen Ballett zu tanzen. Ich bin in einem Lesekreis und in einem deutsch-französischen Club, mache Tanzkurse, besuche meine Freundinnen auf der ganzen Welt und gehe gern ins Kino und Theater. So ist meine Zeit gefüllt und ich hoffe, dass ich lange fit bleibe und das lange noch nutzen kann.

Einen Wunsch habe ich allerdings: dass wir Menschen einfach achtsamer miteinander umgehen. Ich glaube, dass dadurch die Welt zum Besseren gestaltet werden könnte: mehr Verständnis füreinander. Nicht Be- und Verurteilen, sondern mehr Empathie. Das wäre mir ganz wichtig. Manchmal würde ich das gern irgendwo als Graffiti hinschreiben!”


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