74 Jahre

Abenteuer

Stadtviertel: Dreimühlenviertel
Lieblingsort:
mein eigenes Zimmer
Beruf:
Schauspielerin

– vorlesen lassen –

“Der Tod ist das Thema, das für mich gerade ansteht. Es hat mich schon als Jugendliche beschäftigt. Dann gab es die Phase, in der ich es regelrecht weggeschoben habe und nun ist es wieder da. Ich werde 75 und es ist gut, sich jetzt damit zu beschäftigen.

Im Rahmen der Dreharbeiten von den „Lebenslinien“ wurde ich zum Tod befragt, und hab darauf spontan geantwortet: “Ich freu mich drauf. Das wird ein Abenteuer.” Über meine Worte bin ich selber erschrocken. Natürlich ist es nicht so locker. Sterben ist kein Ponyhof.

So versuche ich schon heute – auch wenn es mir nicht leicht fällt – Dinge wegzugeben. Da gibt es, wenn es mich nicht mehr gibt, noch genügend für meine Tochter zu tun.

Es wird gegenwärtig unglaublich viel weggeschmissen in unserer Gesellschaft – angetrieben durch die Konsumhaltung, vielfach manipuliert durch die Wirtschaft. Ich, als Person der Nachkriegsgeneration, versuche den Dingen, so weit es geht, einen Wert zu geben. Wie viel Kultur und Tradition alleine in einem normalen Tisch steckt oder wie viele Leute beteiligt waren, dass diese Tasse hier stehen kann – das ist grandios. Es schenkt mir Dankbarkeit, Mitgefühl und Achtung für die anderen.

In letzter Zeit habe ich mich mit Hospizarbeit beschäftigt und wenn es mal so weit ist, gehe ich gerne ins Hospiz. In den Büchern “Sterbemund tut Wahrheit kund“ und „Mehr vom Leben“ beschreiben zwei Hospizhelferinnen ihre Erfahrungen. Was mich vor allem beeindruckt hat, dass den Sterbenden ihre verbleibende Zeit so gestaltet wird, wie sie es wollen. Ich würde mich gern für Vorlesen in Hospizen engagieren.

In einer Foto-Ausstellung “Noch mal Leben vor dem Tod“, in der Hospizpatienten lebend und dann nach dem Tod gezeigt wurden, beeindruckte mich wie friedlich und entspannt die Menschen im Tod aussahen. Vielleicht ist es ja wirklich ein großes Abenteuer. Aber wie vor jeder Reise bleibt die Ungewissheit. Ich hänge am Leben. Wär’ schad drum.”


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