81 Jahre

Familie ist das Wichtigste

Viertel: Milbertshofen
Lieblingsort:
in der Küche beim Kreuzworträtseln und Musik hören
Beruf:
gelernte Glasmalerin und jetzt Rentnerin

– vorlesen lassen –

„Es geht bei mir um Familie, denn das ist das Wichtigste.

Ich bin in der Oberpfalz zusammen mit Schwester und Bruder in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Bei uns wurde viel musiziert, gesungen und gefeiert. Ich war glücklich. Mit 17 habe ich dann meinen Mann kennengelernt und 1 Jahr später haben wir geheiratet. Meine Eltern waren nicht so ganz einverstanden, weil ich noch so jung war. Aber sie bekamen einen tollen Schwiegersohn und ich habe mit ihm meine Heimatstadt verlassen. Das war wirklich Liebe!

Die Anfangszeit war dann zwar hart, vor allem weil ich viel allein war und die Schwiegereltern mich nicht so gern mochten. Aber ich habe es nie bereut!

Ein Jahr nach der Hochzeit kam dann unsere erste Tochter auf die Welt und als ich 23 Jahre war, hatte ich bereits alle meine drei Kinder. Seit 1965 lebe ich in München und immer in der gleichen Wohnanlage. Wir hatten eine tolle Nachbarschaft und haben viel gefeiert und immer zusammengehalten.

Ich habe viele Jahre verschiedene Putzstellen gehabt und mein Mann war auch immer fleißig. Wenn er nur irgendwie konnte, hat er als Masseur, Fußpfleger und Handwerker gearbeitet, um ein bisserl was nebenbei zu verdienen. Ich weiß nicht, wie wir um die Runden gekommen wären, wenn wir das nicht gehabt hätten.

Als ich 52 war, hatte ich meine 5 Enkelkinder.

Der schwerste Schicksalsschlag vor nunmehr fast 7 Jahren war der Tod meines geliebten Mannes. Er hatte ALS und konnte durch den Zusammenhalt der Familie – wie auch viele Jahre vorher mein am Ende dementer Vater – bei uns zuhause gepflegt werden. Es war eine harte Zeit, aber gemeinsam haben wir die Aufgabe mit viel Liebe gemeistert. Leider hat mein Mann keines seiner inzwischen 5 Urenkerl mehr erlebt. Das wäre seine größte Freude gewesen.

Ich habe einige Krankheiten und das Gedächtnis lässt auch manchmal schon ein bisserl nach. Inzwischen bin ich ziemlich unselbständig und ohne meine Kinder wäre ich aufgeschmissen. Aber sie passen gut auf mich auf und ich bin einfach nur froh, wenn ich in der Küche sitzen, Kreuzworträtsel machen und Musik hören kann.

Jetzt wäre ich halt sehr glücklich, wenn ich noch ein bisserl Zeit mit der ganzen großen Familie verbringen könnte und sich die gesundheitlichen Probleme nicht ganz so schnell weiter verschlechtern würden. Mehr wünsche ich mir nicht.“


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