“Ich bin jemand, der ganz viel in sein Leben packen möchte, der so viel wie möglich erleben möchte, denn das Leben ist einfach tierisch kurz. Und ja, ich habe Angst vor dem Sterben.
Ich bin jemand, der gerne eine Plattform hat. Deshalb hab ich auch meinen Job als Stewardess geliebt: da waren 360 Leute und ich konnte sie entertainen. Das bin ich.
Inzwischen habe ich andere Bereiche, in denen ich mich austobe. Ein Bestandteil meines Lebens ist die Facebook-Gruppe “Fröhlicher Austausch für Münchner Familien” geworden. Man könnte sich mich als die Ute Ohoven der Frö-Gruppe vorstellen.
Als Mitglied erster Stunde habe ich schon Riesen-Parties auf die Beine gestellt, auf denen sich mal alle kennenlernen und Spaß haben konnten. Das ist meine Welt und ich liebe es Leute, um mich zu haben
Es ist erstaunlich, wie viele hier in München keine Freunde haben: frisch hierher gezogen, gerade ein Kind bekommen, oder aus welchen Gründen auch immer. Über die Gruppe kann man sich über alles austauschen und ich habe sogar selber eine meiner besten Freundinnen darüber gefunden. Ich bin bei den Diskussionen gerne dabei, aber wenn es dann um Diagnosen oder andere Schicksalsschläge geht, da zieh ich mich meistens zurück. Das wird mir dann meistens zu nah, zu persönlich. Da sind andere die Experten.
Ich bin ein sehr ehrlicher und direkter Mensch. Damit können sicher nicht immer alle umgehen. Ich hau halt manchmal den Leuten meine Meinung um die Ohren, aber wenn man mich besser kennt, weiss man, dass ich halt so bin und dass das einfach nur meine Art ist. Ich mein das auch nicht böse.
Die Plattform nutzen wir aber auch dafür, anderen zu helfen. An mir ist ja eh so eine Charity-Lady verloren gegangen. Wir sammeln immer wieder für Leute, die in Not geraten sind. Jeder in der Gruppe gibt dann so viel, wie er kann. Und wenn es auch mal nur 3 Euro sind, weil der Geldbeutel gerade nicht so voll ist: wenn viele was geben, hilft das immer.
Ob ich damit Geld verdiene? Ne, wie denn? Und beruflich will ich das auch nicht machen, denn das ist hier die Kür und als Beruf wäre es nur Pflicht.
Neben all dem her bin ich Lampenschirmbauerin. Angefangen hat es damit, dass ich sehr jung nebenher mit Antiquitäten, antikem Schmuck, englischem Silber und Trödel gehandelt habe. Ich bin in Nordrhein-Westfalen von Markt zu Markt getingelt und die Leute haben dann immer gefragt, wo ich meinen Laden habe. Dann hab ich einen wundervollen Laden in super guter Lage gefunden und habe darüber eine Damen kennengelernt, die mir beigebracht hat, Lampen zu bauen. Das ist viel Materialkunde, Erfahrung und auch eine ordentliche Portion Psychologie. Denn man muss den Kunden leiten und ihm auch liebevoll erklären, was geht und was nicht: denn die berühmten karierten Blümchen gehen halt einfach nicht.
Nach meiner Scheidung habe ich erst mal auf die Reset-Taste gedrückt und hab mein Leben umgestellt. Von einem kleinen Umweg über einen Laden in München, und einer Zeit, in der ich meinen Bruder bis zum Tod gepflegt und meine Schwester während einer schweren Zeit begleitet habe, hab ich nun hier in München ein wundervolles Atelier. Ich habe meinen Traum gefunden: inklusive tollem Ehemann und Kind.
Auch wenn ich wahrscheinlich 10 Jahre in meine Leben “verschenkt” habe, und auch wenn ich sicher durch eine harte Kindheit und durch einige schwer Zeiten in meinem Leben durchgegangen bin, so denke ich, hat jeder zwei Möglichkeiten im Leben:
Du kannst entweder in der Vergangenheit leben oder in der Gegenwart und für die Zukunft leben. Ich habe mich für letzteres entschieden. Weil ich das viel interessanter finde. Jeder hat sein Packerl zu tragen. Wir alle wurden mal geliebt oder nicht geliebt, wurden gemobbet oder sonst was. Aber diesen Rucksack sollte man nicht immer mit sich rumschleppen. Denn das Leben ist einfach zu kurz. Das hab ich an meinem Bruder gesehen, der mit 37 an einem Hirntumor gestorben ist. Der hat sein Leben überhaupt nicht gelebt. Mein Vater, der immer alle um sich herum nur tyrannisiert hat, wurde dann von einem Geisterfahrer totgefahren. Das ist so wenig, so ärmlich, so unbedeutend.
Mein Leben ist jetzt auch nicht so wahnsinnig bedeutend. Aber ich will eine positive Spur im Leben – auch bei anderen – hinterlassen und das ist mir wirklich wichtig. Mein Leben soll eine gute, eine nette Bedeutung haben. Ich denke, es ist für jeden wichtig, dass man schöpft, abschöpft und erfüllt.
Jeder hat nur eine Chance im Leben. Die sollte man so nutzen, dass man glücklich und lebensatt dabei rauskommt.”